Thiaminmangel
Synonym: Vitamin-B1-Mangel
Definition
Der Thiaminmangel beschreibt eine Form der Hypovitaminose, bei welcher der physiologische Bedarf an Vitamin B1 (Thiamin) nicht gedeckt ist.
Ätiologie
In der Regel wird nur eine sehr geringe Menge an Thiamin im Körper gespeichert, daher können bei mangelnder Thiaminzufuhr die ohnehin geringen Speicher innerhalb von 14 Tagen aufgebraucht werden. Der Mangel an Thiamin tritt besonders in Entwicklungsländern auf, in denen polierter Reis konsumiert wird, da dieser keine thiaminhaltige Schale besitzt. Weitere mögliche Ursachen eines Thiaminmangels sind:
- Alkoholismus
- körperliche Überlastung
- Störungen des Darmtraktes
- einseitige, kohlenhydrathaltige Ernährung
Risikogruppen
In den entwickelten Ländern sind unter anderem folgende Personengruppen betroffen bzw. gefährdet:
- Diabetiker: Bei Diabetikern wurde im Vergleich zu Gesunden eine um 75% geringere Thiaminkonzentration im Plasma gefunden. Einsatz von hochdosiertem Thiamin, beziehungsweise seinem Vorläufer Benfothiamin, hat Erfolge bei der Behandlung der diabetischen Retinopathie, Neuropathie und Nephropathie gezeigt.
- Senioren
- Patienten mit Morbus Crohn
- Unausgewogen ernährte Alkoholiker
- Patienten beim Alkoholentzug
Pathophysiologie
Das Thiamin in Pyrophosphat-Form spielt als Coenzym bei Decarboxylierungen eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel. Es ermöglicht zum Beispiel die Umsetzungsreaktionen der Pyruvatdehydrogenase und der Alpha-Ketoglutarat-Dehydrogenase. Ferner dient es als Coenzym der Transketolase. Ein Thiaminmangel führt aus diesem Grund zu massiven Einschränkungen der Energieverwertung. Unter anderem kommt es zu einer Blockade der Transketolasereaktion in Erythrozyten, wodurch ein Anstieg der Pentosephosphate auf das 3-fache des Normwerts hervorgerufen wird. Dies kann sich durch erhöhte Pyruvat- und Laktatblutspiegel äußern. Darüberhinaus kommt Thiamintriphosphat in hohen Konzentrationen in Neuronen vor, an deren Axonen es die Funktionalität der Ionenkanäle aufrechterhält. Aus diesem Grund kann ein Thiaminmangel zu Neuropathien führen.
Symptome
Die Frühsymptome eines Thiaminmangels sind oft unspezifisch und vielfältig:
- Appetitmangel bis Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Erbrechen
- psychische Veränderung
Ein gravierender Thiaminmangel kann sich zur Beriberi-Krankheit bzw. zum Wernicke-Korsakow-Syndrom entwickeln, wobei unter anderem Symptome wie Muskelschwäche, Herzversagen, Neuropathien und Zustände von Verwirrtheit auftreten.
Literatur
- Rassow, J., Netzker, R. & Hauser, K. (2016). Duale Reihe Biochemie (4. Aufl.). Thieme.
- Königshoff, M. & Brandenburger, T. (2018). Kurzlehrbuch Biochemie (4. vollständig überarbeitete Aufl.). Thieme.
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