Urovagina (Pferd)
Englisch: urovagina
Definition
Bei der Urovagina kommt es aufgrund anatomischer Abweichungen zu einer pathologischen Ansammlung von Urin in der Vagina der Stute.
Ätiologie
Eine Urovagina wird häufig in den ersten Tagen bis Wochen post partum beobachtet. Stuten, die einen mangelhaften Schamschluss aufweisen, leiden neben einer Pneumovagina auch häufig an einer Urovagina.
Pathogenese
Stuten mit schräg gestelltem Becken und mit schlechter Körperkondition (Schwund des perianalen Fettgewebes) leiden post partum häufig an einer Urovagina. Da der gravide bzw. noch nicht vollständig zurück gebildete Uterus nach kranial über den Beckenrand sinkt, zieht er die Zervix mitsamt der Vagina mit. Durch die Lageveränderung kommt es zu einer abweichenden Positionierung der Vulva und somit zu einer in die Länge gezogenen und falsch ausgerichteten Schamspalte. Der Harn kann somit nicht mehr ungehindert abfließen und sammelt sich in der Vagina an. Die postpartale Urovagina bildet sich in der Regel aber mit zunehmender Uterusinvolution wieder zurück.
Da der Harn eine chemische Reizwirkung auf die Schleimhäute des Genitaltraktes hat, entwickelt sich rasch eine Vaginitis und Zervizitis. Gelangt während der Rosse (geöffnete Zervix) auch Harn in den Uterus, leiden betroffene Stuten zusätzlich an einer Endometritis. Aufgrund der Zusammensetzung wirkt sich der Harn auch schädigend auf Spermatozoen aus. Betroffene Stuten weisen eine verminderte Fruchtbarkeit sowie in schweren Fällen auch eine Infertilität auf.
Klinik
Aufgrund der stark reizenden Wirkung des Urins leiden die Tiere an einer Vaginitis und/oder Zervizitis sowie in stark ausgeprägten Fällen auch an einer Endometritis. Die Entzündungen führen zu hochgradig geröteten Schleimhäuten mit dementsprechenden Symptomen.
Unbehandelt führt eine Urovagina in vielen Fällen zu Infertilität.
Diagnose
Die Diagnose wird adspektorisch im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung gestellt.
Mithilfe eines Spreizspekulums kann man einerseits die Harnansammlung am Boden der Vagina und andererseits die hochgradig geröteten Schleimhäute sehen.
Therapie
In chronischen bzw. rezidivierenden Fällen empfehlen sich chirurgische Maßnahmen, um die Ausbildung einer Urovagina zu verhindern.
Die einfachste Methode ist, die kranial der Urethramündung verlaufende Transversalfalte des Hymenalrings so zu vergrößern, dass ein Abfluss von Harn in Richtung Uterus verhindert wird. Alternativ kann auch eine chirurgische Verlängerung der Urethra nach kaudal sowie die Transsektion des Perinealkörpers durchgeführt werden (deutlich aufwendiger). Weniger schwere Fälle sind auch konservativ zu behandeln. Hierfür wird der sich ansammelnde Harn manuell entfernt und der Uterus sowie die Vagina mit 0,9%iger NaCl-Lösung gespült (Uterusspülung).
Prognose
Die Prognose für zukünftige Trächtigkeiten ist (abhängig von der Dauer der Erkrankung) vorsichtig bis gut.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3
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