Untere gastrointestinale Blutung
Synonym: untere GI-Blutung, UGIB
Englisch: lower gastrointestinal bleeding, LGIB
Definition
Unter einer unteren gastrointestinalen Blutung versteht man eine Blutung, die in den Darmabschnitten distal der Flexura duodenojejunalis bis hin zum Anus auftritt. Die unteren gastrointestinalen Blutungen machen nur ca. 10% aller Blutungen im Gastrointestinaltrakt aus.
Ätiologie
Die mit 80% häufigste Ursache einer unteren gastrointestinalen Blutung sind Hämorrhoiden. Bei einem Hämorrhoidennachweis sollte trotzdem immer eine Koloskopie als weiterführende Maßnahme durchgeführt werden, da etwa 15% der Patienten mit einem Kolonkarzinom ebenfalls von Hämorrhoiden betroffen sind.
Weitere Ursachen sind:
- Kolonkarzinom
- Rektumkarzinom
- Ischämische Kolitis
- Divertikulose und Divertikulitis
- Colitis ulcerosa
- Morbus Crohn
- Kolonpolypen
- Angiodysplasien
- Hämorrhagische Diathesen (hierunter auch Therapie mit Antikoagulanzien)
- Infektiöse Gastroenteritis, insbesondere invasive Formen der Kolitis (z.B. EHEC)
Klinik
Die untere gastrointestinale Blutung imponiert durch das Absetzen von Stuhl mit hellroter Blutauflagerung, was auch als Hämatochezie bezeichnet wird. Teerstühle (Meläna) findet man vor allem bei der oberen gastrointestinalen Blutung, sie können jedoch bei verlängerter Darmpassagezeit auch im Rahmen einer unteren gastrointestinalen Blutung auftreten.
Im Rahmen von Karzinomen findet man häufig okkulte Blutungen, so dass die betroffenen Patienten nur durch eine chronische hypochrome Anämie auffällig werden.
Diagnostik
Okkulte Blutungen werden meist im Rahmen von Screeninguntersuchung mit dem iFOBT entdeckt. Bei positivem Befund wird eine weiterführende Diagnostik notwendig.
Beim kreislaufstabilen Patienten werden zunächst eine Proktoskopie, eine Rektoskopie sowie eine Koloskopie durchgeführt. Ziel sollte immer eine vollständige hohe Koloskopie bis an die Bauhin-Klappe sein, damit das Kolon in seiner Gesamtheit beurteilt werden kann.
Wenn im Rahmen dieser Untersuchungen keiner Ursache für die Blutung gefunden werden kann, erfolgt eine Ösophagogastroduodenoskopie.
Um eine Blutung im Jejunum oder dem Ileum zu detektieren, die nicht endoskopisch untersucht werden können, bedient man sich der Angiographie oder zunehmend auch der Kapselendoskopie, mit der der gesamte Gastrointestinaltrakt untersucht werden kann. Als Ultima ratio kann auch explorativ laparotomiert werden. Häufig wird jedoch keine Ursache gefunden, da die Mehrzahl der Blutungen spontan sistiert.
Therapie
Zunächst sollte eine Kreislaufstabilisierung durch Schocklagerung, Elektrolytlösungen, kolloidale Lösungen oder auch Blut erfolgen. Zusätzlich sollte Blut abgenommen und ein Blutbild, die Gerinnungsparameter und die Leberenzyme bestimmt werden.
Sollte im Rahmen der Endoskopien die Quelle der Blutung gefunden werden, wird versucht, die Blutung durch die Injektion von Adrenalinlösung oder Fibrinkleber zum Sistieren zu bringen. Wichtig ist jedoch, dass der Therapie stets die Therapie der Grunderkrankung folgt.
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