Hintere Bankart-Läsion
Synonyme: reverse Bankart-Läsion, posteriore Bankart-Läsion, umgekehrte Bankart-Läsion
Englisch: reverse bankart lesion, posterior bankart tear
Definition
Als hintere Bankart-Läsion wird ein Abriss des posterioren Labrums und des glenoidalen Periosts am Schultergelenk bezeichnet.
Nomenklatur
Bei der klassischen Bankart-Läsion, im Rahmen einer häufigeren vorderen Schulterluxation, ist das anteroinferiore Labrum abgerissen.
Epidemiologie
Haupterkrankungsalter ist das 20. bis 30. Lebensjahr. Männer sind häufiger betroffen. Ungefähr 50 % der Patienten mit hinterer Bankart-Läsion weisen ein Trauma in der Anamnese auf.
Ätiologie
Eine häufige Ursache einer hinteren Bankart-Läsion ist eine hintere Schultergelenkluxation, z.B. im Rahmen eines Traumas, eines Krampfanfalls oder eines Stromunfalls. Im Vergleich zu anterioren sind posteriore Labrumläsionen weniger mit einer Luxation oder unidirektionalen Schulterinstabilität assoziiert.
Eine weitere Ursache für eine hintere Bankart-Läsion sind repetitive Mikrotraumen, z.B. bei Footballspielern oder Gewichthebern.
Prädisponierend sind ein hypoplastisches Glenoid sowie eine Retroversion des Glenoids um ≥ 8°.
Begleitverletzungen
Im Rahmen einer hinteren Schulterluxation können auch eine Rotatorenmanschettenruptur sowie eine reverse Hill-Sachs-Läsion auftreten.
Diagnostik
Eine hintere Bankart-Läsion wird meist mittels Magnetresonanztomographie diagnostiziert. Dabei zeigt sich ein hohes PDw-FS-Signal, das sich durch das posteriore oder seltener posteroinferiore Labrum und den angrenzenden Kapselansatz erstreckt. Das posteriore Labrum hängt am abgerissenen Periost. Die Sensitivität beträgt 70 %, bei einer Magnetfeldstärke von 3 Tesla 86 % und bei einer MR-Arthrographie sogar 90 %.
Differenzialdiagnosen
Eine hintere Bankart-Läsion muss von anderen Verletzungen des posterioren Labrums abgegrenzt werden:
- partielle hintere Bankart-Läsion: Das Labrum ist nicht komplett abgelöst. Das hohe T2w-Signal erstreckt sich nur teilweise in das posteriore Labrum.
- Kim-Läsion: unvollständige Avulsion des nicht-gelenkseitigen Teils des posterioren Labrums mit separatem oberflächlichem Labrumriss.
- POLPSA-Läsion: posteriorer Labrumriss mit intaktem Periost.
- hintere GARD-Läsion: chondrale oder osteochondrale Läsion des hinteren Glenoidrands mit angrenzender posteriorer Labrumläsion.
- posterosuperiore Labrumläsion: bei Stürzen auf die ausgestreckte Hand. Geht oft mit paralabralen Zysten bzw. Ganglionzysten an der Incisura spinoglenoidalis einher.
Weitere Differenzialdiagnosen sind:
- hintere Bankart-Fraktur
- ausgedehnte Labrumläsion: z.B. bei kombinierter Bankart- und hinteren Bankart-Läsion
- SLAP-Läsion Typ VIII: SLAP-Läsion, die sich in das posteriore Labrum ausdehnt
- posteriore kapsuloligamentäre Verletzungen:
- posteriore HAGL-Läsion: humerale Avulsion des posterioren Zügels des Ligamentum glenohumerale inferius (IGHL). Bei Kombination mit einer posterioren Labrumläsion spricht man auch von einem "floating posterior band IGHL".
- posteriore GAGL-Läsion: glenoidale Avulsion des posterioren Zügels des IGHL.
Therapie
Bei hinterer Bankart-Läsion kommt eine posteriore labroligamentäre Reparatur in Frage.
Prognose
Heilt die hintere Bankart-Läsion nicht aus, kann es zu einer posterioren Schulterinstabilität kommen.
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