Supravitale Reaktion
von lateinisch: supra - über, vitalis - lebendig
Definition
Als supravitale Reaktionen werden diejenigen Restfunktionen von Organen und Geweben bezeichnet, die während der Supravitalphase, also der Phase zwischen Individualtod und totalem Organtod, noch vorhanden und nachweisbar sind. Sie können Hinweise auf den Todeszeitpunkt geben.
Hintergrund
Das Auftreten supravitaler Reaktionen basiert auf postmortal ablaufenden Stoffwechselprozessen, insbesondere der anaeroben Glykolyse. Die letzten Körperzellen in bradytrophen Geweben sterben erst einige 100 h post mortem endgültig ab. Diesen Zeitpunkt nennt man den biologischen Tod.
Einteilung
Mechanische Reizung der Muskulatur
- Zsako-Muskelphänomen: Beim Beklopfen von Muskulatur kommt es zu einer Zuckung des gesamten Muskels
- Idiomuskulärer Wulst: Beim kräftigen Schlag auf einen großen Muskel bildet sich passager ein Wulst
Elektrische Reizung der Muskulatur
Hierbei wird mit Elektroden die elektrische Erregbarkeit der mimischen Muskulatur oder der Thenar- und Hypothenarmuskulatur überprüft.
Pharmakologische Reizung der glatten Irismuskulatur
Durch Injektion von z.B. Noradrenalin oder Acetylcholin in die vordere Augenkammer kann eine Mydriasis bzw. eine Miosis ausgelöst werden.
Pharmakologische Reizung der Haut
- Durch Injektion von Histamin kann eine Gänsehaut ausgelöst werden.
- Bei Adrenalininjektion in die Haut wird Schweiß abgesondert
Literatur
- Dettmeyer et al. Rechtsmedizin, Springer-Verlag, 2. aktualisierte Auflage, 2014
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