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Selektiver Mutismus

Synonym: elektiver Mutismus
Englisch: selective mutism

1. Definition

Selektiver Mutismus ist eine psychische Störung des Kindesalters, die durch eine emotional bedingte Selektivität des Sprechens gekennzeichnet ist. Dabei sprechen die Kinder nur mit speziellen, ihnen vertrauten Personen (Familienangehörige, enge Freunde), mit anderen Personen wechseln sie kein Wort.

2. Epidemiologie

Selektiver Mutismus ist eine eher seltene Erkrankung. Schätzungsweise sind 2 von 1000 Schulkindern betroffen. Bezüglich der Geschlechterverteilung sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungen.

3. Auslöser

Der selektive Mutismus tritt in 95% der Fälle im außerhäuslichen Bereich bei neuen, unbekannten Situationen auf (Schuleintritt, Kindergarten, Vereins- oder Kirchenbesuch, Zahnarzt). Auslösend sind Sprechangst, Gefühle der Hilflosigkeit, des Verlassenseins, der Scham und der Minderwertigkeit. In manchen Fällen führten auch traumatische Erfahrung zum Auftreten von selektivem Mutismus (Missbrauch).

4. Symptome

Das mutistische Verhalten der Kinder hat Syndromcharakter. Das gesamte Ausdrucksverhalten ist stark beeinträchtigt. Sobald betroffene Kinder angesprochen werden reagieren sie mit einer starren Mimik und Gestik (freezing), senken den Kopf zu Boden und wenden sich vom Gesprächspartner ab. Auch fehlen häufig sämtliche körperliche Äußerungen. Die Kinder lachen, weinen oder husten fast lautlos.

5. Diagnosekriterien

  • andauerndes (>4 Wochen bestehendes) selektives Sprechverhalten, obwohl eine normale Sprechfähigkeit besteht
  • abgeschlossene, normale Sprachentwicklung, normales Sprachverständnis
  • normales Sozialverhalten
  • es liegt keine tiefgreifende Entwicklungsstörung oder andere psychische Erkrankungen vor

6. Differentialdiagnosen

7. Komorbiditäten

Zusätzlich zu selektiven Mutismus treten sehr häufig Angststörungen, Depression, Enuresis, Enkopresis und Tics auf.

8. Therapie

Es kommen vor allem verhaltenstherapeutische Techniken zum Einsatz (Desensibilisierung, Modellbildung). Da häufig auch ein schulisches Problem vorliegt, ist es die Aufgabe des Kinderpsychiaters Eltern, Lehrer und Mitschüler in das Programm miteinzubinden. Ergänzend kann eine Sprechtherapie eingesetzt werden um Artikulationsproblemen entgegenzutreten. Eine Psychotherapie soll vor allem die Persönlichkeit des Kindes stärken, Selbstvertrauen fördern, sowie soziale Bindungen festigen. Der Einsatz von SSRI wird kontrovers diskutiert.

9. Prognose

Ein selektiver Mutismus, der bei Schulbeginn begonnen hat, verschwindet meist in einigen Monaten von selbst. Hält die Symptomatik für etwa 6-12 Monate an ist die Chance für eine Verbesserung nur gering.

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21.03.2024, 09:09
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