Schweres Fieber mit Thrombozytopenie-Syndrom
Englisch: severe fever with thrombocytopenia syndrome
Definition
Das Schwere Fieber mit Thrombozytopenie-Syndrom, kurz SFTS, ist eine durch das SFTS-Virus verursachte virale Infektionskrankheit. Das Virus ist im zentral- und ostasiatischen Raum endemisch und wird durch Zecken übertragen.
Erreger und Übertragung
Das SFTS-Virus ist ein Phlebovirus aus der Familie der Bunyaviridae. Die Übertragung erfolgt primär durch Zecken der Gattung Haemaphysalis (v.a. Haemaphysalis longicornis) auf den Menschen. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind durch Kontakt mit Blut oder Körperflüssigkeiten beschrieben. Reservoirwirte sind verschiedene Wild- und Haustiere, die selbst meist asymptomatisch bleiben.
Epidemiologie
Seit der Erstbeschreibung 2009 in China wurden Fälle in China, Südkorea und Japan berichtet. Die Inzidenz nimmt in den betroffenen Ländern zu. Besonders betroffen sind ländliche Regionen mit engem Tierkontakt. Die Seroprävalenz beträgt etwa 4 %, die Mortalität wird mit 6 bis 30 % angegeben.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 5 bis 14 Tage.
Leitsymptome sind:
- Hohes Fieber
- Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö)
- Lymphadenopathie
- Petechien und Blutungsneigung durch Thrombozytopenie
Im Verlauf kann es zu Multiorganversagen, neurologischen Symptomen (Verwirrtheit, Krampfanfälle) und schwerer Hämorrhagie kommen.
Diagnostik
Die Diagnose wird mittels Nachweis von SFTSV-RNA durch RT-PCR oder durch serologische Verfahren (IgM/IgG-Antikörper) gestellt. Laborchemisch zeigen sich:
- Thrombozytopenie
- Leukozytopenie
- Erhöhte Leberwerte (AST, ALT, LDH)
- Erhöhte Entzündungsparameter
Therapie
Eine spezifische antivirale Therapie steht bislang nicht zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und bei schweren Verläufen intensivmedizinisch. Experimentell wird der Einsatz von Ribavirin diskutiert, klinisch konnte jedoch bislang keine gesicherte Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Prognose
Die Mortalität ist abhängig von Alter, Komorbiditäten und regionaler Versorgungslage. Frühzeitige supportive Therapie verbessert die Prognose.
Prävention
Eine Impfung existiert derzeit nicht. Präventive Maßnahmen umfassen:
- Vermeidung von Zeckenstichen (Schutzkleidung, Repellentien)
- Vorsichtsmaßnahmen im Kontakt mit potenziell infektiösen Körperflüssigkeiten
Literatur
- Liu, Q. et al: Severe fever with thrombocytopenia syndrome, an emerging tick-borne zoonosis. The Lancet Infectious Diseases, 2014
- Seo et al.: Clinical Update of Severe Fever with Thrombocytopenia Syndrome. Viruses, 2021