Schädelform
Englisch: cranial shape
Definition
Die Schädelform beschreibt den äußeren Aspekt des Schädels. Sie wird u.a. in der Anatomie und Anthropologie beschrieben und anhand einer Reihe von Messpunkten, Linien und Winkeln objektiviert. Sie dienen einerseits dem Vergleich verschiedener gesunder Schädelformen, andererseits ermöglichen sie, pathologische Veränderungen festzustellen.
Hintergrund
Es besteht grundsätzlich eine Wechselwirkung zwischen Gehirn- und Schädelwachstum. Kommt es in der frühen Kindheit - während der Verformbarkeitsphase des Schädels - zu einer Vergrößerung des Schädelinhaltes, so resultiert zugleich eine starke Vergrößerung des knöchernen Schädels. Eine krankhafte Vergrößerung des Gehirns ist meist auf eine Vergrößerung der Liquorräume zurückzuführen, bzw. auf eine übermäßig hohe Produktion von Liquor cerebrospinalis.
Messpunkte
Zu den wichtigsten Messpunkten zählen:
- Glabella: Stirnglatze
- Opisthokranion: am weitesten in der Mediansagittalen nach hinten vorspringender Punkt des Hinterhauptbeins (Os occipitale)
- Basion: Vorderrand des Foramen magnum
- Opisthion: Hinterrand des Foramen magnum
- Bregma: Kontaktpunkt zwischen der Sutura sagittalis und der Sutura coronalis
- Nasion: Kreuzungsstelle der Sutura nasofrontalis mit der Median-Sagittalebene
- Gnathion: Stelle/Punkt der Basis mandibulae, welcher in der Sagittalebene am weitesten nach unten vorragt
- Zygion: Punkt am Jochbogen, der am weitesten nach lateral vorragt
- Gonion: Punkt am Angulus mandibulae, der am weitesten nach unten, hinten und außen gerichtet ist
- Vertex: höchste Stelle des Schädels in der Mediansagittalebene bzw. Scheitelebene (bei der Einstellung in der Augen-Ohr-Ebene)
- Inion: Spitze der Protuberantia occipitalis externa
Indizes
Aufgrund der Distanzen zwischen den o.a. Messpunkten wurden verschiedene Indizes aufgestellt, z.B.:
Längen-Breiten-Index des Gehirnschädels
(größte Schädelbreite · 100) ÷ größte Schädellänge (Glabella-Opisthokranion)
Langschädel, Dolichozephalus = Index (I) unter 75
Mittelschädel, Mesozephalus = I. 75-80
Kurzschädel, Brachyzephalus = I. über 80
Längen-Höhen-Index des Gehirnschädels
(Basion - Bregmahöhe · 100) ÷ größte Schädellänge
niedrigköpfig, platyzephal = I. unter 70
mittelköpfig, orthozephal = I. 70-75
hochköpfig, hypsizephal = I. über 75
Gesichtsindex
(Gesichtshöhe · 100) ÷ Jochbogenbreite
Gesichtshöhe = geradlinige Entfernung vom Nasion zum Gnathion
breitgesichtig, euryprosop = I. unter 85
mittelgesichtig, mesoprosop = I. 85-90
schmalgesichtig, leptoprosop = I. über 90
Klinik
Ist der Gehirnschädel gegenüber einem normalen Gesichtsschädel mächtig ausgeprägt, so spricht man von einem Makrozephalus oder Hydrozephalus. In diesem Fall sind die Knochen vergleichsweise dünn. Hinzu kommt ein später Verschluss der Fontanellen und die Tubera frontalia bzw. parietalia) können besonders kräftig ausgebildet sein. Betrachtet man den Schädel von vorne, so erkennt man die flachen und kleine Orbitae.
Findet eine vorzeitige Nahtverknöcherung statt, so führt dies zu einem Mikrozephalus. Grund für eine frühzeitige Nahtverknöcherung kann beispielsweise ein geringes Gehirnwachstum sein. Hier findet man tiefe Orbitae und kräftige Jochbögen vor. Zu den weiteren Missbildungen zählen der Kahnschädel (Skaphozephalus), der durch eine vorzeitige Synostosierung der Sagittalnaht charakterisiert ist und der Turmschädel (Oxyzephalus). Hier verknöchert vorzeitig die Kranznaht.
um diese Funktion zu nutzen.