Salmonellen-Gastroenteritis
Synonym: Salmonella-Enteritis
Englisch: salmonella infection
Definition
Die Salmonellen-Gastroenteritis ist eine bakterielle Gastroenteritis, die typischerweise durch Lebensmittel ausgelöst wird, die mit bestimmten Salmonellenformen kontaminiert sind.
- ICD10-Code: A02.0
Erreger
Als Erreger einer Gastroenteritis kommen über 2.600 verschiedene Serovare der Salmonellen infrage.[1] Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass jedes Salmonella-Serovar beim Menschen eine Infektion auslösen kann, jedoch verursachen maximal 30 dieser Serovare fast alle Gastroenteritiden. Am häufigsten ist der Serovar Salmonella Enteritidis Lysotyp (LT) 4/6; ebenfalls häufig findet sich Salmonella Typhimurium DT 104 als Erreger einer Gastroenteritis, von dem auch multiresistente Erreger ausgehen.
Epidemiologie
Die Salmonellen-Gastroenteritis tritt gehäuft in der warmen Jahreszeit auf. Am häufigsten sind Kinder betroffen, gefolgt von alten Menschen. Dabei ist entscheidend, dass bei diesen beiden Kollektiven schon die Aufnahme geringer Zahlen (Infektionsdosis) von Salmonellen zur Entwicklung einer Gastroenteritis führen kann.
Ausbruch 2024
Das Robert Koch-Institut (RKI) informierte am 26. September 2024 über einen lebensmittelbedingten Salmonellose-Ausbruch mit Salmonella Umbilo, einem normalerweise seltenen Salmonella-Serotyp (2015 bis 2023 nur ein bis sechs Erkrankungsfälle pro Jahr). Mit Datenstand 24.9.2024 umfasste der aktuelle Ausbruch 98 Fälle in Deutschland. In Dänemark und Österreich sind etwa zeitgleich Erkrankungsfälle aufgetreten. Es gab deutliche Hinweise auf Rucola (Eruca sativa) als mögliches Ausbruchsvehikel.[1][2]
Übertragung
Salmonellen werden meist über infektiöse tierische Nahrungsmittel aufgenommen. Gefährdet sind unter anderem folgende Nahrungsmittel:
- Geflügel (auch bzw. insbesondere aufgetautes Geflügelfleisch)
- Eier und Eiprodukte
- nicht ausreichend erhitztes Fleisch (z.B. Mett, Muscheln)
- Eiscreme (z.B. Softeis aus der Maschine)
Eine Infektion ist auf fäkal-oralem Wege auch durch Kontakt mit den Ausscheidungen von Infizierten bzw. asymptomatischen Ausscheidern möglich. Hygienische Maßnahmen im Umgang mit Erkrankten sind daher unumgänglich.
Pathogenese
Die Salmonellen-Gastroenteritis ist eine invasive Gastroenteritis, d.h. die Erreger dringen nach Adhäsion in die Mukosazellen des Dünndarms ein und gelangen in die Lamina propria, wo sie von Makrophagen aufgenommen werden. Durch die Kombination aus Mukosaschädigung und Chemotaxis von Entzündungszellen entsteht so eine ausgeprägte Entzündungsreaktion.
Aus der Lamina propria können sich Salmonellen in den Blutkreislauf einschleusen und so zu systemischen Infektionserscheinungen führen (s.u.).
Klinik
Stunden bis wenige Tage nach Aufnahme der Erreger kommt es zu Durchfällen und oft auch Erbrechen. Häufig treten begleitend krampfartige Bauchschmerzen auf. Fast immer besteht Fieber. Der Durchfall kann wässrig, schleimig und/oder blutig sein. Die Zeit zwischen Aufnahme der Erreger und ersten Symptomen hängt von der Infektionsdosis und der individuellen Abwehrlage ab.
Als Folge der Durchfälle kann ohne adäquate Therapie schnell eine Exsikkose eintreten, die bis zum Kollaps und Schock führen kann. Vor allem bei Immunsuppression ist eine Salmonellensepsis zu befürchten.
Ein kleiner Teil der Erkrankten eliminiert die Erreger nicht vollständig. Auch nach Abklingen der Symptomatik können so für längere Zeit Salmonellen ausgeschieden werden (Dauerausscheider).
Diagnostik
Klinisch sind hohes Fieber und ein erhöhtes CRP im Rahmen einer Gastroenteritis verdächtig auf eine Salmonellen-Gastroenteritis. Die definitive Diagnose kann nur durch den Erregernachweis aus Stuhl, Erbrochenem oder verdächtigen Speiseresten erfolgen. Bei fieberhaftem Verlauf sollte eine Blutkultur erfolgen. Als mikrobiologischer Schnelltest kann der MUCAP-Test eingesetzt werden. Durch Lysotypie können Infektionswege aufgeklärt werden.
Therapie
Vorrangig ist die Rehydratation mit Ausgleich der Elektrolyte und des Wasserhaushaltes. Bei Erwachsenen kann dies peroral erfolgen, Kinder sollten besser parenteral rehydriert werden. Die Nahrungsaufnahme sollte stark reduziert werden ("Tee und Zwieback").
Bei unkomplizierten Verhältnissen sollte kein Antibiotikum gegeben werden, da hierdurch der Krankheitsverlauf in der Regel nicht beeinflusst wird und die Ausscheidungszeit von Salmonellen verlängert werden kann. Potentiell können Patienten dabei zu Salmonellen-Dauerausscheidern werden, was bei einer Tätigkeit mit Anforderungen bezüglich der Lebensmittelhygiene auch Auswirkungen auf eine Fortbeschäftigung haben kann.
Ein Antibiotikum sollte erwogen werden, wenn der Verlauf schwer ist, insbesondere bei Immunsupprimierten, Säuglingen und alten Menschen, wenn eine Sepsis zu befürchten ist. Engmaschige Kontrollen der Entzündungsmarker (CRP, Leukozytose) sind daher sinnvoll. Antibiotikum der Wahl bei Erwachsenen ist Ciprofloxacin, bei Kindern Ampicillin oder auch Cotrimoxazol.
Meldepflicht
Eine Salmonellen-Gastroenteritis ist meldepflichtig. Die Gesundheitsämter kontrollieren Stuhlproben Betroffener in bestimmten Intervallen auf Salmonellenfreiheit, wobei mehrere Stuhlproben in zeitlichem Abstand zueinander negativ sein müssen. Infizierte und Salmonellen-Ausscheider haben ein Beschäftigungsverbot für Tätigkeiten in Zusammenhang mit Lebensmitteln.
Siehe auch: Salmonellen-Dauerausscheider
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Salmonellen und Rucola – Wie kommen Infektionen zustande, und wie können sie verhindert werden? BfR Mitteilung 044/2024 27.09.2024, abgerufen am 28.09.2024
- ↑ Internationaler Salmonella-Umbilo-Ausbruch: Deutschland, Österreich und Dänemark betroffen. RKI, Epid Bull 2024, abgerufen am 28.09.2024
Literatur
- Sasse M et al. Nichttyphoidale Salmonellen. DMW 2022 - Übersicht
Weblinks
- Salmonellose. RKI-Ratgeber, abgerufen am 28.09.2024
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