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Rhesusaffe

1. Definition

Der Rhesusaffe, lateinisch Macaca mulatta, ist ein Tier aus der Ordnung der Primaten.

2. Nomenklatur

Der Rhesusaffe ist vor allem durch den nach ihm benannten Rhesusfaktor bekannt, der durch Immunisierungsversuche mit dem Blut von Rhesusaffen entdeckt wurde. Später stellte sich heraus, dass Rhesusaffen gar keinen Rhesusfaktor haben, die Namensgebung wurde aber nicht korrigiert.

3. Taxonomie

4. Merkmale

Der Rhesusaffe gehört mit seiner Körperlänge von 45 bis 65 cm und einem Gewicht von sechs bis zwölf Kilogramm zu den mittelgroßen Primaten. Die Weibchen sind deutlich kleiner und leichter als die Männchen, es liegt also ein Sexualdimorphismus vor. Das Fell des Rhesusaffen weist meist eine braune bis olivfarbene Färbung auf, wobei die Bauchunterseite deutlich heller ist. Das Gesicht der Affen ist unbehaart und rosa oder rötlich gefärbt.

Das Genom des Rhesusaffen besteht aus 21 Chromosomenpaaren, einschließlich der Gonosomen.

5. Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile Asiens, von Afghanistan über Indien bis nach China und Thailand. Bezüglich der Beschaffenheit ihres Habitats sind die Affen nicht wählerisch, sie kommen sowohl im Flachland als auch in den Gebirgen des Himalaya und Trockensavannen vor. In Regionen, in denen ihr natürlicher Lebensraum eingeschränkt ist, sind die Affen auch immer mehr in Großstädten und in Nähe zu Menschen auffindbar.

6. Lebensweise

Größtenteils ernähren sich Rhesusaffen von pflanzlichem Material wie Früchten, Blüten und Blättern, sie sind aber Allesfresser. Durch ihre wachsende Nähe zu Menschen ernähren sie sich auch immer mehr von Abfällen oder machen sich auf Feldern und in Gärten auf die Suche nach etwas Fressbarem.

Rhesusaffen sind temperamentvolle und tagaktive Tiere. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit der Nahrungssuche und -aufnahme. Die Affen laufen auf allen vieren, können aber auch gut klettern, springen und schwimmen.

Die Gruppenverbände bestehen aus etwa 20 bis 200 Tieren, wobei sich Rangordnungen bei beiden Geschlechtern ausbilden. Während Weibchen ihr Leben lang in ihrer Geburtsgruppe leben, ziehen Männchen zeitweise in kleineren Gruppen umher. Obwohl sie in Gruppenverbänden leben, sind sie nicht territorial und Reviere verschiedener Gruppen können sich erheblich überschneiden. Paarungen finden meist zwischen gleichrangigen Individuen statt, wobei die Paarungszeiten variieren je nach Lebensraum.

7. Rhesusaffen in der Forschung

Durch ihre einfache Haltung sind Rhesusaffen ein beliebtes Versuchstier in der Forschung. 1940 wurde durch Immunisierungsversuche mit ihrem Blut der Rhesusfaktor beim Menschen entdeckt. Allerdings haben Rhesusaffen selbst keinen Rhesusfaktor. Die Blutgruppe, die Rhesusaffen wirklich tragen und die zur Verwechslung mit der Rhesus-Blutgruppe führen kann, wurde nach den Entdeckern Landsteiner-Wiener genannt. Der Irrtum beruht darauf, dass Rhesus-positive Erythrozyten gleichzeitig das LW-Antigen stark exprimieren. Anti-LW, das nach Injektion des Blutes von Rhesusaffen entsteht, reagiert deshalb auch mit Rhesus-positiven Erythrozyten von Menschen, das Reaktionsmuster ähnelt dem Anti-D. Durch die Entdeckung des Anti-D konnten die lebensgefährlichen Abwehrreaktionen bei Bluttransfusionen oder Rhesus-Inkompatibilitäten bei Schwangerschaften verhindert werden.

Etwa zehn Jahre später wurde durch Versuche an den Tieren der Impfstoff gegen den Poliovirus entwickelt. In den Jahren 1959 und 1960 wurden Rhesusaffen im Rahmen des Mercury-Programms der NASA in den Weltraum geschickt. 2007 gelang erstmals die Klonierung eines Rhesusaffen.

Durch die massive Nachfrage aus Forschungsinstituten wurden Rhesusaffen in großen Mengen aus ihren natürlichen Habitaten in asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Wäldern exportiert, was vor allem in Indien zu drastischen Rückgängen in der Population führte. Ende der siebziger Jahre wurde die Affenausfuhr vollständig gestoppt, wodurch sich die Bestände langsam erholen konnten. Heute werden die Versuchstiere für die Infektiologie, Arzneimittelentwicklung und der Hirnforschung in speziellen Einrichtungen gezüchtet, damit sie den gesundheitlichen Standards entsprechen.

Im April 2007 veröffentlichte die Fachzeitschrift Science das Ergebnis einer detaillierten DNA-Sequenzierung. Damit war der Rhesusaffe, nach Mensch und Schimpanse, die dritte vollständig sequenzierte Primatenart. Dabei konnte eine 93,5-prozentige Übereinstimmung zwischen der DNA des Menschen und der Rhesusaffen-DNA nachgewiesen werden. Interessant für Forscher war bei diesem Ergebnis, dass Genmutationen, die beim Menschen Phenylketonurie und das Sanfilippo-Syndrom verursachen, bei den Rhesusaffen normal funktionsfähige Gene darstellen.

Fachgebiete: Biologie

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