Puerperale Psychose
Synonyme: postpartale Psychose, Puerperalpsychose, Wochenbettpsychose
Englisch: post-partum psychosis
Definition
Unter einer puerperalen Psychose oder Wochenbettpsychose versteht man eine psychotische Erkrankung, die nach der Geburt, meistens innerhalb von drei Wochen, bei der Mutter auftritt.
Epidemiologie
Etwa eine von 1.000 Patientinnen entwickelt eine puerperale Psychose.
Ätiopathogenese
Die Ätiopathogenese ist noch nicht endgültig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass eine individuelle Vulnerabilität und viele äußere Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung der Wochenbettpsychose spielen.
Klinik
Prodromalsymptome der postpartalen Psychose sind ein Interessenverlust, eine Anhedonie und Konzentrationsstörungen. Die Wochenbettpsychose kann jedoch auch ganz plötzlich nach der Geburt ohne vorhergehende Symptome auftreten. Die Symptome der puerperalen Psychose sind vielfältig und können sich innerhalb von kürzester Zeit ändern.
Zu den möglichen Symptomen gehören Ich-Störungen, Wahrnehmungsstörungen und Sinnestäuschungen sowie Störungen des formalen und inhaltlichen Denkens mit zerfahrenem und sprunghaftem Denken. Möglich sind ebenfalls eine Ratlosigkeit bis hin zur Verwirrtheit sowie Stupor und Erregungszustände.
Affektstörungen sind ebenfalls häufig.
Häufig beklagen die betroffenen Patientinnen auch Schlafstörungen.
Komplikation
In 4% der Fälle kommt es zur Kindstötung.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte an die Präpartalpsychose gedacht werden, bei der sich die psychotischen Symptome bereits während der Schwangerschaft äußern.
Weiterhin sollte an andere psychiatrische Erkrankungen gedacht werden, die nach der Geburt auftreten können. Dazu gehört zum einen die postpartale Depression, von der ungefähr jede zehnte Mutter betroffen ist und die bei mangelhafter Unterstützung durch den Partner und in schwierigen finanziellen oder sozialen Situationen bevorzugt auftritt. Typische psychotische Symptomen wie Ich-Störungen, Sinnestäuschungen oder ein sprunghaftes, inkohärentes Denken werden bei der postpartalen Depression nicht beobachtet.
Zum anderen sollte an den "Baby-Blues", auch als "Heultage" bezeichnet, gedacht werden. Dabei ist die Wöchnerin weinerlich, überempfindlich und schnell gereizt. Möglich sind ebenfalls Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen.
Diagnostik
Grundlegend sind die Anamnese und die Erhebung des psychopathologischen Befundes. Um die Diagnose einer Psychose stellen zu können, sollte nach der ICD-10 mindestens eines der folgenden Symptome vorhanden sein:
- Ich-Störung mit Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug
- Halluzinationen mit kommentierenden oder dialogisierenden Stimmen
- Störungen des inhaltlichen Denkens mit Kontrollwahn oder Beeinflussungswahn
- anderer bizarrer Wahn
Die Diagnose kann nach der ICD-10 ebenfalls gestellt werden, wenn zwei der folgenden Symptome vorhanden sind:
- Störungen des Denkens
- anhaltende Halluzinationen
- Negativsymptome oder inadäquater Affekt
- Katatone Symptome
Therapie
Die Therapie besteht in der Gabe von Neuroleptika. Zusätzlich werden Benzodiazepine und Antidepressiva verordnet. Da die Medikamente in die Muttermilch übergehen, sollte abgestillt werden.
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