Post-breeding-Endometritis (Pferd)
Synonym: Persistierende Endometritis nach dem Deckakt/der Besamung
Englisch: post breeding(induced) endometritis, PBIE
Definition
Unter einer Post-breeding-Endometritis versteht man beim Pferd eine überschießende Entzündungsreaktion des Uterus auf die künstliche Besamung oder Bedeckung.
Pathogenese
Geringgradige Entzündungsreaktionen des Uterus, die etwa 12 Stunden nach dem Deckakt auftreten, werden als physiologisch angesehen. Rund 24 bis 48 Stunden später sollten bei gesunden Stuten keine Entzündungszeichen mehr nachgewiesen werden können. Durch eine verminderte uterine Selbstreinigung (uterine clearance) kommt es jedoch bei manchen Stuten zu einer überschießenden und länger andauernden Entzündungsreaktion, die als Post-breeding-Endometritis bezeichnet wird.
Da sich das Zellbild im Uterus sowohl bei betroffenen Stuten als auch bei gesunden Tieren (in den ersten 12 Stunden) nicht unterscheidet (keine Neutrophilie u.ä.), geht man davon aus, dass die Erkrankung nicht das Resultat einer immunologischen Dysfunktion ist. Nach etwa 12 Stunden kommt es bei gesunden Stuten zu einer drastischen Reduktion der neutrophilen Granulozyten, wohingegen die Entzündung bei erkrankten Stuten weiter anhält. Die genauen Auslöser sowie Pathomechanismen sind bis dato (2020) nicht vollständig geklärt, jedoch scheint PGF2α eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen. Bei erkrankten Stuten ist die durch exogen zugeführtes Oxytocin induzierte PGF2α-Freisetzung signifikant niedriger als bei gesunden Tieren, weshalb der Selbstreinigungsmechanismus des Uterus deutlich reduziert ist.
Klinik
Die post-breeding Endometritis verläuft meist ohne eindeutige Krankheitszeichen. Die mit der Entzündung einhergehende Flüssigkeitsansammlung im Uterus führt - abhängig vom Schweregrad - zu einer unterschiedlich stark verminderten Konzeptionsrate:
- Geringgradige (echoarme) Flüssigkeitsansammlungen innerhalb der ersten 24 Stunden nach der künstlichen Besamung führen meist zu keiner verminderten Konzeptionsrate.
- Gering- bis mittelgradige (echodichte) Flüssigkeitsansammlungen, die länger als 24 Stunden bestehen, verringern drastisch die Konzeptionsrate.
Diagnostik
Die Diagnose kann durch eine gynäkologische Untersuchung, die rund 24 Stunden nach Besamung oder Bedeckung durchgeführt wird, gestellt werden.
Im Ultraschallbild zeigt sich ein mit Flüssigkeit (echoarm bis echodicht) gefüllter Uterus. Bei der vaginalen Inspektion fällt v.a. die deutlich hyperämisierte Zervix (schmutzig-rot) und die seröse bis mukopurulente Flüssigkeitsansammlung am Scheidenboden auf. In einigen Fällen kommt es auch zu vaginalem Ausfluss. Wird keine Therapie durchgeführt, zeigen betroffene Stuten trotz Besamung erneute Rossesymptome (sog. "umrossen"). Alternativ lässt sich die uterine Clearance auch mittels Szintigraphie darstellen. Erkrankte Stuten zeigen hier eine deutlich verminderte Eliminierung des Radionuklids.
Therapie
Um Endometriumsschäden einzugrenzen, sind betroffene Stuten umgehend zu therapieren. Ziel der Behandlung ist, den pathologisch gefüllten Uterus durch mehrmalige Oxytocin- oder PGF2α-Applikationen zu entleeren. Da sich der Embryo erst 5 bis 6 Tage post conceptionem im Uteruslumen einnistet, können in dieser Zeitspanne auch Uterusspülungen mit körperwarmer NaCl-Lösung durchgeführt werden.
Stuten, die für ihre verminderte uterine Selbstreinigung bekannt sind, sollten einige Stunden vor der geplanten Belegung mit Oxytocin behandelt werden. Auf diese Weise kann ein optimales Milieu im Uterus geschaffen werden. Zusätzlich kann das Besamungsmanagement optimiert werden, indem die Anzahl der notwendigen Besamungen durch Ovulationsinduktionen (z.B. mit hCG) auf ein Minimum reduziert werden. Durch die Verwendung von unverdünntem Frischsamen bzw. gekühltem Samen anstelle von Tiefgefriersamen lässt sich die Konzeptionsrate zusätzlich verbessern.
Literatur
- Aurich, Christine. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2004.
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