Pica-Syndrom
von lateinisch: pica - Elster
Synonyme: hochselektives Essverhalten, Pica, Allotriophagie, Pikazismus
Englisch: Pica syndrome, Pica disorder
Definition
Unter dem Pica-Syndrom versteht man eine seltene Essstörung, bei der ungenießbare Substanzen oder Gegenstände (z.B. Steine, Kalk, Abfälle, Kot, Staub) verzehrt werden. Die Störung tritt meist bei Kindern mit geistigen Behinderungen, aber auch bei extrem vernachlässigten Kindern auf.
Das Synonym Pikazismus bezeichnete ursprünglich die außergewöhnlichen Essgelüste schwangerer Frauen.
Abgrenzung
Ursachen
Die betroffenen Kinder stammen meist aus Familien mit multiplen Belastungsfaktoren (Streitigkeiten der Eltern, Alkoholismus, Missbrauch, Kriminalität). Nach psychoanalytischem Modell wird eine Störung der oralen Phase diskutiert. Nach ernährungstheoretischem Modell erfolgt der Verzehr von ungenießbaren Substanzen aufgrund von Mineralstoffmangel. Häufig enthalten die von Pica-Patienten verzehrten Substanzen genau das Mineral, das dem Patienten fehlt.
In seltenen Fällen kann sich ein Pikazismus auch im Rahmen einer Eisenmangelanämie als unspezifisches neurologisches Symptom zeigen.[1]
Symptome
Es werden Dinge verzehrt, die nicht zu den üblichen Nahrungsmitteln eines Menschen gehören, wie Dreck, Erde (Geophagie), Steine, Exkremente (Koprophagie), Abfall etc.
Diagnosekriterien
- Verzehr von Substanzen ohne Nährwert
- Dauer: >1 Monat
- Keine Relation zum altersgemäßen Entwicklungsstand
- das Essverhalten entspricht keiner kulturbedingten Norm
- die Störung erfordert eine besondere Beachtung und Aufsicht
- es liegt keine andere psychische Erkrankung vor (Schizophrenie, Kleine-Levin-Syndrom, Autismus)
Risiken
- Vergiftungen
- Verätzungen
- Verletzungen des Verdauungstraktes
- Ileus
- Unterernährung, Fehlernährung, Vitaminmangel
- Obstipation
- Infektionen (z.B. Toxoplasmose, Toxocariasis)
- Nausea und Emesis
Therapie
Die Therapie ist meist langwierig und schwierig. Vorwiegend wird Verhaltenstherapie angewendet. Ein wichtiger unterstützender Faktor ist regelmäßige Elternberatung (richtige Beaufsichtigung, rasches Handeln im Vergiftungsfall etc.). Bei Gefährdung für das eigene Leben ist eine stationäre Behandlung indiziert.
Quellen
- ↑ Herold, Innere Medizin 2017
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