Orphenadrin
Handelsnamen: Norflex®, Norgesic® (Kombinationspräparat)
Synonym: Orphenadrincitrat
Englisch: orphenadrine
Definition
Orphenadrin ist ein zentral wirksames Muskelrelaxans mit anticholinerger Wirkung, das zur Behandlung akuter muskuloskelettaler Schmerzen eingesetzt wird. Es gehört zur Klasse der H1-Antihistaminika.
Chemie
Ophenadrin ist chemisch verwandt mit Diphenhydramin. Es enthält ein Stereozentrum und bildet zwei Enantiomere aus, eine (R)- und eine (S)-Form. Die Substanz liegt als Racemat vor.
Wirkmechanismus
Orphenadrin blockiert zentral und peripher die muskarinergen Acetylcholinrezeptoren und entfaltet so anticholinerge Effekte. Durch die selektive Blockierung des exzitatorischen Förderzentrums in der Formatio reticularis– bei Erhaltung der Funktion des inhibitorischen Zentrums – reduziert Orphenadrin einen pathologisch erhöhten Muskeltonus.
Zusätzlich hemmt Orphenadrin NMDA-Rezeptoren, H1-Histamin-Rezeptoren und spannungsabhängige Natriumkanäle (insbesondere Nav1.7, Nav1.8, Nav1.9), was zur analgetischen Wirkung beiträgt. Die hemmende Wirkung auf HERG-Kanäle (KCNH2) ist mit proarrhythmischen Nebenwirkungen assoziiert.
Pharmakokinetik
Orphenadrin wird nach oraler Gabe gut aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Die Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe liegt zwischen 80 und 90 %. Maximale Plasmaspiegel werden etwa zwei Stunden nach der Applikation erreicht. Die Wirkung der Reinsubstanz hält 4–6 Stunden an. Die Plasmaeiweißbindung beträgt ca. 90 %.
Die Eliminationshalbwertszeit von Orphenadrin beträgt etwa 14 Stunden. Es wird im Körper überwiegend hepatisch metabolisiert, insbesondere durch CYP2C11 und CYP3A. Die entstehenden Metaboliten werden anschließend größtenteils in konjugierter Form renal ausgeschieden.
Indikationen
Orphenadrin ist zur kurzfristigen symptomatischen Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen bei Erwachsenen zugelassen.[1]
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen sind insbesondere anticholinerger Genese und beinhalten z.B.:
Kontraindikationen
Der Wirkstoff ist kontraindiziert bei:
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Glaukom
- Prostatahyperplasie
- Myasthenia gravis
- Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe
Literatur
- Fachinformation Norgesic (Orphenadrin/Paracetamol), abgerufen am 20.10.2025
- Scholz et al., Anticholinergic antiparkinson drug orphenadrine inhibits HERG channels, Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol, 2007
- Roos und Mahnke, Metabolite complex formation of orphenadrine with cytochrome P450. Involvement of CYP2C11 and CYP3A isozymes., Biochem Pharmacol, 1996