Neuralrohr
Englisch: neural tube
Definition
Das Neuralrohr ist eine embryonale Gewebestruktur, die ab dem 25. Entwicklungstag durch Annäherung und Verschmelzung der beiden Neuralfalten entsteht.
Embryologie
Das Neuralrohr ist das Ergebnis der so genannten Neurulation und stellt eine Vorläuferstruktur des Nervensystems dar. Es formt sich in zwei Entwicklungsstufen:
- Während der primären Neurulation heben sich die lateralen Ränder der Neuralplatte und fusionieren über der von ihnen umschlossenen Neuralrinne. Sie endet mit dem Verschluss des Neuroporus posterior gegen Ende der 4. Entwicklungswoche.
- Im Rahmen der sekundären Neurulation senkt sich das Neuralrohr in den Embryo ein und formt innen einen Hohlraum. Dieser Abschnitt schließt sich unmittelbar an die primäre Neurulation an und endet gegen Mitte der 6. Entwicklungswoche.
Aus dem Neuralepithel des Neuralrohrs werden im späteren Verlauf Neuroblasten und Glioblasten. Sie bilden durch weitere Differenzierung die Nervenzellen des ZNS und einen Teil der Gliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten) sowie die Ependymzellen.
Klinik
Verschluss- bzw. Verschmelzungsstörungen des Neuralrohrs - z.B. im Rahmen eines Folsäuremangels - bezeichnet man als Neuralrohrdefekte. Zu ihnen zählen u.a. die Spina bifida (Verschluss- bzw. Verschmelzungsstörungen des Neuroporus posterior) und die Anenzephalie (Verschluss- bzw. Verschmelzungsstörungen des Neuroporus anterior).