Nageltrepanation
Synonym: subunguale Hämatom-Entlastung
Englisch: nail trephination
Definition
Die Nageltrepanation ist ein minimalinvasives Verfahren zur Entlastung von schmerzhaften Blutansammlungen (Hämatomen) unter dem Nagel. Mithilfe der Nageltrepanation kann dem Patienten schnelle Linderung verschafft werden.
Indikationen
Eine Nagetrepanation wird typischerweise bei einfachen, schmerzhaften subungualen Hämatomen angewendet, die mehr als 50 % des Nagelbetts bedecken. Sind Nagelhämatome kleiner, schmerzlos oder entleeren sich spontan, ist in der Regel keine Trepanation notwendig.
Durchführung
Ausrüstung
Zur Durchführung einer Nageltrepanation wird folgende Ausrüstung benötigt:
- Reinigungslösung (z.B. Chlorhexidin)
- unsterile Handschuhe
- Lokalanästhetika
- Kauterisierungsgerät oder Nadel zur Punktion
- Verbandmaterial
Vorgehen
Zunächst wird auf neurovaskuläre Schäden und Sehnenrisse am DIP-Gelenk des Fingers oder der Zehe untersucht. Der Bereich wird danach mit Wasser und Seife oder einem milden antibakteriellen Mittel gereinigt. Eine Lokalanästhesie kann verabreicht werden, ist aber in der Regel nicht notwendig.
Die Trepanation wird entweder mit einer feinen Kauterspitze oder einer Nadel durchgeführt. Bei der Kautermethode wird kontrolliert Druck auf die Nagelplatte ausgeübt, bis sie durchgeschmolzen ist und Blut austritt. Bei der Nadelmethode wird der Nagel mit rotierender Bewegung durchbohrt. Da ein erheblicher Druck auf dem Hämatom lasten kann, sollte die Bohrstelle vorsorglich mit einer Kompresse abgedeckt werden. Die erfolgreiche Drainage führt sofort zur Entleerung des Hämatoms und damit zur Schmerzlinderung. Ggf. kann eine weitere Drainage notwendig sein.
Kontraindikationen
Eine Nageltrepanation ist kontraindiziert bei:
- Verletzungen mit Ausreißen des Nagels aus dem Nagelbett
- bei Spaltung des Nagels oder Ausdehnung einer Risswunde vom Nagelbett auf die Haut
- Fällen, in denen seit der Verletzung mehr als 1 bis 2 Tage vergangen sind, da das Blut im Hämatom bereits geronnen sein kann und die Trepanation nicht mehr wirksam wäre
Eine Fraktur der Fingerkuppe oder des Zehs ist dagegen keine Kontraindikation für die Nageltrepanation und erhöht nicht das Risiko einer Infektion.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen der Nageltrepanation umfassen Infektionen, obwohl diese selten sind, und Verletzungen des Nagelbetts. Ein Verlust des Nagels, der ein subunguales Hämatom aufweist, ist häufig, wobei der Nagel in der Regel nachwächst, möglicherweise jedoch deformiert, wenn das Nagelbett durch die ursprüngliche Verletzung beschädigt wurde.
Nachsorge
Nach der Trepanation sollte der betroffene Nagel mit sterilem Verbandmaterial abgedeckt werden. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass noch für 24 bis 36 Stunden Flüssigkeit austreten kann. Prophylaktische Antibiotika sind nur in Ausnahmefällen erforderlich.
Quellen
- MSD Manual - Durchführung der Nagel-Trepanation, zuletzt abgerufen am 18.02.2024