Morbus Sinding-Larsen-Johansson
nach dem schwedischen Chirurgen C. Sinding-Larsen und dem norwegischen Orthopäden S. Johansson
Synonyme: Sinding-Larsen-Johansson-Erkrankung, Larsen-Johansson-Krankheit
Englisch: Sinding-Larsen-Johansson disease
Definition
Der Morbus Sinding-Larsen-Johansson ist eine sportassoziierte, überlastungsbedingte aseptische Osteochondrose des unteren Patellapols. Sie betrifft Kinder und Jugendliche im Wachstumsalter und äußert sich durch belastungsabhängige Schmerzen im Bereich der Patellaspitze.
Epidemiologie
Bisher (2025) fehlen belastbare epidemiologische Daten zur Inzidenz. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Das Manifestationsalter liegt zwischen 11 und 14 Jahren. Zum Teil bestehen gleichzeitig weitere belastungsbedingte Erkrankungen, wie der Morbus Osgood-Schlatter oder der Morbus Sever-Haglund.
Ein wesentlicher Risikofaktor ist die intensive und frühe Ausübung von Sportarten mit hohen Sprung-, Lauf- und Schussbelastungen (z.B. Fußball, Handball, Basketball, Volleyball und Hochsprung).
Ätiologie
Aufgrund der geringen Evidenz sind die Ätiologie und Pathogenese des Morbus Sinding-Larsen-Johansson bisher (2025) nicht abschließend verstanden. Als Ursache wird eine chronische Überlastung des noch nicht vollständig verknöcherten unteren Patellapols vermutet. Wiederholte Zugbelastungen der Patellasehne während der Kontraktion des Musculus quadriceps femoris verursachen Mikroavulsionen, entzündliche Reizungen und knöcherne Veränderungen mit Störungen der Ossifikation.
Symptome
Typisch sind Schmerzen im Bereich des unteren Patellapols bei und nach sportlicher Belastung. Häufig besteht ein Druckschmerz an der Patellaspitze, gelegentlich eine leichte Schwellung. Bei einigen Patienten ist die ischiocrurale Muskulatur verkürzt.
Diagnostik
Die Diagnose stützt sich auf die typische Anamnese und körperliche Untersuchung, ergänzt durch bildgebende Verfahren.
- Sonographie: lokale Aufweitung und knöcherne Unregelmäßigkeiten an der Patellaspitze
- Röntgen: Strukturunregelmäßigkeiten und knöcherne Fragmentation an der Patellaspitze
Differentialdiagnose
Therapie
Die Behandlung ist fast immer konservativ und zielt auf eine Entlastung des betroffenen Bereichs ab. In der akuten Phase kommen Kühlung, entzündungshemmende Medikamente (NSAR) und die Reduktion sportlicher Belastung zum Einsatz. Unterstützend wirken infrapatellare Bandagen oder Tapeanlagen. Sobald die akuten Schmerzen abklingen, folgen physiotherapeutische Maßnahmen mit Dehn- und Kräftigungsübungen. Eine vollständige Ruhigstellung ist kontraindiziert, da sie zu einer Muskelatrophie führt.
In seltenen Fällen, wenn nach Wachstumsabschluss ein schmerzhaftes Ossikel persistiert, kann eine arthroskopische Entfernung sinnvoll sein.
Prognose
Der Verlauf ist gutartig und selbstlimitierend. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden innerhalb von zehn bis zwölf Monaten vollständig ab.
Quellen
- Nührenbörger C, Seil R: Morbus Sinding-Larsen-Johansson. Orthopädie und Unfallchirurgie, e.Medpedia, SpringerMedizin, 2022.
- Harrasser et al.: Facharztwissen Orthopädie Unfallchirurgie, 2016, Springer, Heidelberg