Morbus Köhler I
nach Alban Köhler (1874-1947), deutscher Radiologe
Synonyme: Morbus Köhler-Albau, aseptische Nekrose des Os naviculare pedis
Definition
Der Morbus Köhler I ist eine seltene, (partielle) aseptische Knochennekrose des Os naviculare pedis, die vor allem bei Jungen im Alter von 3 bis 8 Jahren auftritt. Häufig wird die Diagnose aber erst im mittleren und späteren Lebensalter gestellt. Eine Arthrose der Fußwurzel hat sich dann bereits ausgebildet.
Ätiologie
Wie auch beim Morbus Freiberg-Köhler vermutet man als Ursache eine zeitweise intraossäre Ischämie durch vasookklusive Ereignisse wie kleine Gefäßembolien. Diese können zum Beispiel bei einer Sichelzellanämie erfolgen. Einfache Traumata, die mit Gefäßverletzungen einhergehen, Infektionen oder Gefäßspasmen werden ebenfalls diskutiert.
Klinik
Die Patienten berichten über belastungsabhängige Schmerzen und zeigen oft ein Schonhinken. Das Os naviculare ist druckdolent und in Eversion schmerzhaft. Der Calcaneus kippt nach lateral. Bei einem Drittel der Patienten sind beide Füße betroffen.
Diagnose
Wenn bereits eine Knochendestruktion und/oder ein Knochenumbau stattgefunden hat, sieht man im Röntgen eine Verschmälerung infolge von Mikrofrakturen und Sklerosierung des Os naviculare. Das MRT (mit Kontrastmittel) ist die sensitivere Maßname, die die Umbaumaßnahmen auch schon in frühen Stadien darstellen kann.
Blande Verlaufsformen sind oft ein Zufallsbefund auf Röntgenbildern, die aus anderem Grund angefertigt wurden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch auszuschließen sind Fraktur, Osteomyelitis oder septische Knochennekrose, sowie eine Knochenzyste (benigner Tumor) oder ein maligner Knochentumor. Es könnte sich auch lediglich um eine Entwicklungsanomalie handeln.
Die aseptische Knochennekrose des Os naviculare im Erwachsenenalter wird auch Müller-Weiss-Syndrom genannt.
Therapie
Konservative Therapie
Die Therapie des Morbus Köhler I ist meist konservativ. Das betroffene Bein sollte allgemein wenig belastet werden. Eine weitere Entlastung kann durch das Tragen von Einlagen, die die Kompression des Os naviculare schonen, erfolgen. Gegebenenfalls kann eine vorübergehende Ruhigstellung im Gipsverband erfolgen.
In der Nachbehandlung muss die Fußmuskulatur im Rahmen physiotherapeutischer Maßnahmen wieder gestärkt werden. Andererseits sollten aber auch Maßnahmen erfolgen, die Myogelosen, also Muskelverhärtungen und therapieresistente hartnäckige Verspannungen, lockern können. Dies kann durch die Verordnung von Massagen erfolgen.
Hyperbare Sauerstofftherapie
Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie wird meist 100%iger Sauerstoff unter einem erhöhten Umgebungsdruck für ein bestimmtes Zeitintervall einem Patienten in einer Überdruckkammer zugeführt. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten, die an Morbus Köhler I litten, in frühen Stadien davon profitieren konnten.
Operative Therapie
- eine Pridie-Bohrung, das heißt das Anbohren des betroffenen Knochens, kann in früheren Stadien helfen, eine Revaskularisation einzuleiten.
- eine Arthrodese (Versteifung) kann bei bereits fortgeschrittener Arthrose die Schmerzen der Patienten reduzieren.
siehe auch: Morbus Köhler II
Literatur
- Walker, Nikolaus (2015). Orthopädie und Unfallchirurgie (3. Aufl.). Thieme