Mohr-Tranebjaerg-Syndrom
Synonyme: Taubheit-Dystonie-Optikusatrophie
Englisch: Deafness-Dystonia Syndrome DDS
Definition
Das Mohr-Tranebjaerg-Syndrom ist eine seltene kongenitale neurodegenerative Erkrankung. Sie zeichnet sich durch eine frühkindliche Taubheit mit Dystonie und Optikusatrophie in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter aus.
Epidemiologie
Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, die bislang (2023) bei etwa 90 Patienten dokumentiert wurde. Die Prävalenz wird auf unter 1 zu 1.000.000 geschätzt.
Es besteht teils eine Koinzidenz mit der X-chromosomalen Agammaglobulinämie.
Ätiologie
Die Vererbung des Mohr-Tranebjaerg-Syndroms erfolgt X-chromosomal-rezessiv. Ursächlich ist eine Mutation im TIMM8A-Gen an Genlokus Xq22.1. Diese Mutationen führen zu einem Mangel des Taubheits-Dystonie-Peptid-1s (DDP1). Teilweise liegt ein sogenanntes Contiguous-Gene-Syndrom vor, bei dem mehrere benachbarte Gene der Region Xq22 betroffen sind.
Klinik
Die klinischen Merkmale des Mohr-Tranebjaerg-Syndroms umfassen:
- Frühkindlicher Hörverlust, rasch fortschreitend
- Persönlichkeitsveränderungen und Paranoia
- leichte kognitive Einschränkungen
- Bewegungsstörungen (Dystonie oder Ataxie) in der Adoleszenz
- Optikusatrophie mit Verminderung der Sehschärfe, Photophobie, Farbschwäche und Zentralskotom im Erwachsenenalter, mit 30 bis 40 Jahren entwickelt sich eine Blindheit
- mögliche Entwicklung einer Demenz bei Contiguous-Gene-Syndrom
Weibliche Betroffene haben nur milde Symptome, da sie über zwei X-Chromosomen verfügen.
Diagnose
In der Funktionsdiagnostik findet sich eine auditorische Neuropathie mit erhaltenen otoakustischen Emissionen. Die auditive Hirnstammreaktion ist verändert. Die Sprachdiskrimination ist eingeschränkt, insbesondere in lauter Umgebung. Cochlea-Implantate bringen nur wenig Verbesserung. In der Adoleszenz entwickelt sich eine Dystonie, die sich als Widerstand gegen Bewegungen der Extremitäten äußert. Die Muskeleigenreflexe sind im Rahmen der Ataxie lebhaft. Ein positives Babinski-Zeichen sowie eine klonische Reflexantwort sind möglich. Die Die Diagnose wird molekulargenetisch gesichert.
Prognose
Die Prognose ist eher ungünstig. Typisch ist ein progredienter Verlauf. Die Lebenserwartung ist eingeschränkt, kann aber individuell verschieden sein und reicht von einem letalen Ausgang in der Adoleszenz bis hin zu Patienten, die das 60. Lebensjahr erreichen.
Literatur
- orpha.net – Mohr-Tranebjaerg-Syndrom, abgerufen am 21.08.2023