Desmopressin-Test
Synonyme: Minirin®-Test, DDAVP-Test
Definition
Als Desmopressin-Test bezeichnet man labormedizinische Testverfahren, die auf der Gabe von Desmopressin basieren, und bei verschiedenen Erkrankungen zur Diagnostik genutzt werden.
Das Akronym DDAVP steht für Diamino-Desarginin-Vasopressin.
von-Willebrand-Syndrom
Desmopressin ist in der Lage, in Endothelzellen gespeicherten von-Willebrand-Faktor (vWF) freizusetzen und dadurch beim Typ 1 des von-Willebrand-Syndroms kurzfristig die Hämostase zu verbessern. Der Desmopressin-Test dient der Klärung der Frage, ob ein Patient im Ernstfall adäquat auf die Gabe von Desmopressin anspricht.
Durchführung
Man gibt dem Patienten 0,4 µg/kgKG Desmopressin als Infusion über mindestens 45 Minuten. 60 Minuten vor der Infusion und eine Stunde nach Infusionsende werden die Plasmaspiegel von vWF und Faktor VIII gemessen.
Interpretation
Im Fall eines guten Ansprechens erreichen die Werte innerhalb dieser ersten Stunde ihr Maximum und fallen dann über 4-8 Stunden wieder ab. Der Anstieg von vWF und Faktor VIII erreicht etwa das 3- bis 4-fache des Basalwertes.
Risiken
Unter Desmopressin kann es zu einer Wasserretention und zu Krampfanfällen kommen, der Test ist daher bei schweren Herz- und Nierenerkrankungen, starker Hypertonie, Anfallsleiden und bei Kindern unter vier Jahren kontraindiziert.
Diabetes insipidus
Beim Diabetes insipidus ermöglicht der Desmopressin-Test als dynamischer Funktionstest die Differenzierung zwischen einem zentralen und peripheren Diabetes insipidus.
Durchführung
Der Desmopressin-Test wird oft im Anschluss an einen Durstversuch durchgeführt, wenn es zu keinem Anstieg der Urinosmolalität kam. Dem Patienten werden i.v. 4 µg Desmopressin injiziert. Danach wird stündlich das Körpergewicht bestimmt, sowie Blut entnommen und Urin gesammelt. Fortlaufende Messparameter sind Serumnatrium, Serumosmolalität, Urinosmolalität und das spezifische Gewicht des Urin.
Zur besseren Überwachung des Patienten - vor allem bei ausgeprägter Polyurie - werden zusätzlich das ADH und der Hämatokrit sowie Harnstoff, Glukose und Chlorid bestimmt.
Interpretation
Bei einem zentralen Diabetes insipidus (Vasopressin-Mangel) kommt es nach der Desmopressin-Gabe durch vermehrte renale Wasserrückresorption zu einem Anstieg der Urinosmolalität, bei einem peripheren Diabetes insipidus bleibt der Anstieg aus, da hier eine mangelnde Ansprechbarkeit der Vasopressinrezeptoren in der Niere vorliegt.
Cushing-Syndrom
Beim Cushing-Syndrom wird der Desmopressin-Test eingesetzt, um zwischen einem zentralen Cushing und einem Pseudo-Cushing-Syndrom zu differenzieren.[1]
Quellen
- ↑ Tirabassi G, Faloia E, Papa R, Furlani G, Boscaro M, Arnaldi G.J: Use of the desmopressin test in the differential diagnosis of pseudo-Cushing state from Cushing's disease. Clin Endocrinol Metab. 2010 Mar;95(3):1115-22. doi: 10.1210/jc.2009-1146. Epub 2010 Jan 15.