Megazystis
von altgriechisch: μέγας (''megas'') und κύστις (''kýstis'') - Blase
Synonym: Megavesica
Englisch: megacystis
Definition
Als Megazystis wird eine abnorm vergrößerte Harnblase bezeichnet.
Epidemiologie
Die angeborene Form tritt bei etwa 1 von 10.000 bis 40.000 Lebendgeburten auf und betrifft Jungen häufiger als Mädchen.
Ätiologie
Eine Megazystis kann kongenital oder erworben auftreten. Die angeborene Form ist meist auf infravesikale Abflussbehinderungen zurückzuführen. Dazu zählen neben Urethralklappen auch Stenosen oder Dysplasien der Harnröhre sowie die angeborene Urethraatresie. Neuromuskuläre Dysfunktionen können ebenfalls zu einer Megazystis führen. Darüber hinaus kann sie bei verschiedenen Syndromen auftreten, u.a. bei
- Prune-Belly-Syndrom
- Ehlers-Danlos-Syndrom
- Megazystis-Mikrokolon-intestinale-Hypoperistaltik-Syndrom (MMIHS)
- Megazystis-Megaureter-Syndrom (MMS)
Eine erworbene Megazystis entsteht z.B. durch chronische Überdehnung der Harnblase, Detrusorhypokontraktilität oder andere Blasenentleerungsstörungen, z.B. bei Querschnittssyndrom.
Diagnose
Eine angeborene Megazystis ist meist bereits in der pränatalen Sonographie erkennbar. Auch eine verminderte Fruchtwassermenge (Oligohydramnion) kann auf eine Atresie oder Stenose der infravesikalen Harnwege hinweisen. Postnatal kommen weitere diagnostische Maßnahmen in Frage, u.a.:
- Bildgebende Verfahren, wie Miktionszystourethrographie (MCUG), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT)
- Urodynamische Untersuchung, um die Blasenfunktion und das Vorhandensein von Obstruktionen oder Reflux zu beurteilen
- Zystoskopie, um die Harnröhre und Blase direkt zu untersuchen und mögliche Obstruktionen zu finden
- Laboruntersuchungen, einschließlich Urinstatus und harnpflichtiger Substanzen
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Blasenerweiterung. Sie zielt darauf, die Abflussbehinderung zu beseitigen. Als Sofortmaßnahme wird die Blase zunächst perkutan entlastet. Beim Fetus kann gegebenenfalls ein intrauteriner vesiko-amniotischer Shunt angelegt werden.
Quelle
- Sohn C. et al., Ultraschall in Gynäkologie und Geburtshilfe, 2003, Deutschland, Thieme
- pschyrembel.de - Megazysits, abgerufen am 09.04.2023
- radiopaedia.org - Fetal megacystis, abgerufen am 09.04.2023
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