Megaösophagus (Katze)
Synonym: Ösophageale Dilatation
Englisch: megaesophagus, esophageal dilatation
Definition
Unter einem Megaösophagus der Katze versteht man eine schwerwiegende Dilatation des Ösophagus (Speiseröhre), die aufgrund unterschiedlicher Auslöser entstehen kann.
Ätiologie
Der Begriff Megaösophagus ist ein rein deskriptiver Terminus und beschreibt eine ösophageale Dilatation unterschiedlicher Genese. Ähnlich zum Hund kann dieser Befund auch bei der Katze verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen folgenden zwei Formen:
- kongenitaler bzw. angeborener Megaösophagus
- erworbener Megaösophagus
Pathogenese
Bei Katzen kommt der kongenitale Megaösophagus deutlich seltener vor als der Erworbene. Aufgrund des seltenen Vorkommens gibt es nur wenige und v.a. nur ältere Berichte. Man geht von einer primären ösophagealen Achalasie als Ursache aus. Die Peristaltik geht mit degenerativen neuronalen Läsionen einher. Dies führt zu einem Funktionsdefizit des Ösophagus.
Die Ursachen und Pathomechanismen eines erworbenen Megaösophagus sind vielfältig. Neben endokrinen Störungen kann die Erkrankung auch immunmediiert, paraneoplastisch oder infolge toxischer Einwirkungen entstehen.
Klinik
Typische klinische Symptome eines Megaösophagus sind Regurgitation, Gewichtsverlust, Husten und Foetor ex ore. Manchmal kommt es sekundär (z.B. durch Aspiration) auch zu Komplikationen (Pneumonie).
Diagnose
In unklaren Fällen empfiehlt sich bei hinreichendem Verdacht die Fütterung der Katze in annähernd aufrechter Position. Die Katze ist auch noch nach der Fütterung bis zu 25 Minuten in dieser Position zu halten, um ein vollständiges Abschlucken der aufgenommenen Nahrung zu ermöglichen. Eine Besserung der Symptome ist hinweisend für die Erkrankung.
Ein Megaösophagus lässt sich meistens radiologisch diagnostizieren. Da der Befund jedoch nur als Symptom und nicht als eigenständiges Krankheitsbild zu werten ist, muss stets nach der zugrundeliegenden Ursache gesucht werden. Mögliche auslösende Grunderkrankungen sind:
- Myasthenia gravis (Nachweis positiver Acetylcholinrezeptor-Antikörper)
- Hyperthyreose unter Methimazol-Therapie (selten, entsteht sekundär infolge ösophagealer Hypomotilität)
- Myopathien (Abklärung mittels CK-Bestimmung im Serum)
- Dysautonomie (wenn parallel sympathische oder parasympathische Dysfunktionen vorliegen)
- Intoxikationen (z.B. Blei, Linoleum u.ä.)
- Neoplasien im nasopharyngealen Bereich (z.B. benigne nasopharyngeale Polypen)
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Bei einem idiopathischen Megaösophagus empfiehlt sich eine ähnliche Behandlung wie bei einem caninen Megaösophagus (Anpassung der Fütterung u.ä.).
Quellen
- Mace S, Shelton GD, Eddlestone S. Megaösophagus bei Hund und Katze [Megaesophagus in the dog and cat]. Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere. 2013;41(2):123-31; quiz 132. German. PMID: 23608968.
- Hoenig M, Mahaffey MB, Parnell PG, Styles ME. Megaesophagus in two cats. J Am Vet Med Assoc. 1990 Mar 1;196(5):763-5. PMID: 2307616.
- Byron JK, Shadwick SR, Bennett AR. Megaesophagus in a 6-month-old cat secondary to a nasopharyngeal polyp. J Feline Med Surg. 2010 Apr;12(4):322-4. doi: 10.1016/j.jfms.2009.09.002. PMID: 19836983.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
- Neiger R (Hrsg.). Differenzialdiagnosen Innere Medizin bei Hund und Katze. Vom Leitsymptom zur Diagnose. 3. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242336-7