Mitochondriale neurogastrointestinale Enzephalomyopathie
Synonym: MNGIE-Syndrom
Englisch: mitochondrial neurogastrointestinal encephalomyopathy
Definition
Mitochondriale neurogastrointestinale Enzephalomyopathie, kurz MNGIE, ist eine seltene hereditäre Mitochondriopathie, die durch Mutationen im TYMP-Gen verursacht wird.
Ätiopathogenese
MNGIE beruht auf autosomal-rezessiv vererbten Mutationen im TYMP-Gen, das für die Thymidylat-Phosphorylase kodiert. Der Enzymdefekt führt zu einer pathologischen Akkumulation von Thymidin und Desoxyuridin. Das gestörte Nukleosid-Gleichgewicht beeinträchtigt die Replikation und Reparatur der mitochondrialen DNA (mtDNA). In der Folge treten Deletionen, Depletionen und Punktmutationen auf. Die daraus resultierende Beeinträchtigung der zellulären Energieversorgung führt schließlich zu multiplem Organversagen.
Klinik
Charakteristisch ist eine Kombination aus gastrointestinalen und neurologischen Symptomen:
- Gastrointestinal:
- chronische Dysmotilität
- Pseudoobstruktion
- rezidivierendes Erbrechen
- Diarrhö
- Malnutrition
- Neurologisch:
- periphere Polyneuropathie
- Ptosis
- progressive externe Ophthalmoplegie
- sensomotorische Defizite
Die Erkrankung manifestiert sich meist im frühen Erwachsenenalter und verläuft progredient.
Diagnostik
Labormedizinisch sind erhöhte Plasmaspiegel von Thymidin und Desoxyuridin nachweisbar. In der Bildgebung (MRT) ist eine diffuse Leukenzephalopathie erkennbar. Die Sicherung der Diagnose basiert auf dem molekulargenetischen Nachweis der Mutation des TYMP-Gens.
Therapie
Eine kausale Therapie existiert bislang (2025) nicht. Behandlungsansätze konzentrieren sich auf supportive Maßnahmen (z.B. Ernährungstherapie und symptomatische Behandlung gastrointestinaler Beschwerden). Experimentell wurde eine allogene Stammzelltransplantation und Lebertransplantation erprobt, um die Enzymaktivität der Thymidylat-Phosphorylase wiederherzustellen.
Prognose
Der Verlauf ist in der Regel chronisch-progredient mit deutlicher Einschränkung der Lebensqualität und reduzierter Lebenserwartung.
Quelle
- MedlinePlus - Mitochondrial neurogastrointestinal encephalopathy disease, abgerufen am 08.09.2025