MANV-Ausrüstung
Synonym: MANV-Tasche
Definition
Die MANV-Ausrüstung ist Teil der zusätzlichen Notfallausrüstung im Rettungs- und Notarztdienst. Sie kommt beim Massenanfall von Verletzten (MANV) zum Einsatz und wird vom ersteintreffenden Rettungswagen oder Notarzteinsatzfahrzeug mit zum Einsatzort genommen. Die mitgeführte Ausrüstung dient der sofortigen Sichtung und Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen bei einer Vielzahl von Patienten.
Hintergrund
Beim MANV unterscheidet sich die Aufgabe des Rettungsdienstes vom regulären Einsatzgeschehen. Die Hauptaufgabe besteht in der Vorsichtung der Patienten nach den Grundsätzen der Katastrophenmedizin. Anstelle einer umfassenden Individualversorgung steht die Rettung möglichst vieler Betroffener mit begrenzten Ressourcen im Vordergrund. Behandelt werden daher vorrangig nur unmittelbar lebensbedrohliche Zustände, wie etwa:
- kritische Blutungen (Blutstillung, Anlage von Tourniquets oder Emergency Bandages)
- Atemwegsverlegung oder Bewusstlosigkeit (Sicherung durch Wendl- oder Guedel-Tuben, stabile Seitenlage)
Parallel dazu erfolgt die Triage und Registrierung der Betroffenen mithilfe von Sichtungskarten oder Patientenanhängekarten.
Inhalt
Die Bestückung einer MANV-Tasche kann je nach Rettungsdienstbereich variieren, folgt aber einem einheitlichen Grundschema:
Sichtungsmaterial
- Papiervorlagen (Patientenerfassung, Patientenübersicht, Transportorganisation, Bereitstellungsplatz, ÜMANV-Einheit-Kennzeichnung)
- Kennzeichnungsweste "Vorsichtung" (RTW) oder "Sichtung"(NEF)
- Einsatzpläne
- Algorithmenhandout (Ersteintreffendes Rettungsmittel, Vorsichtung, Sichtungskategorien)
- Patientenanhängekarten
Medizinisches Material
- Tourniquet
- Einmalhandschuhe
- Wendl-/Guedel-Tubus
- Emergency-Bandages
- Kleiderschere
Ergänzungen
In manchen Rettungsdienstbereichen wird die MANV-Ausrüstung durch farbige Einweg-Armbänder (sogenannte „Snap-Bänder“) ergänzt. Diese entsprechen den gängigen Sichtungskategorien und ermöglichen eine schnelle und eindeutige Zuordnung der Patienten. Zur zusätzlichen Kennzeichnung von Patienten der Kategorie Rot können außerdem rot leuchtende Knicklichter eingesetzt werden, um auch bei Dunkelheit eine rasche Identifikation und Weiterversorgung sicherzustellen.
Literatur
- Donner und Adler. Patientenregistrierung im Massenanfall – zukünftige Anforderungen an ein elektronisches Dokumentationssystem. Notfall + Rettungsmedizin 16(7): 549–555. Springer Verlag. 2013
- Hessisches Ministerium für Soziales und Integration: MANV-Rahmenkonzept Hessen, abgerufen am 08.09.2025
- Kreisfeuerwehrverband: Rahmenkonzept Überörtliche Einsatzplanung für einen Massenanfall von Verletzten (Ü-MANV), abgerufen am 08.09.2025
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz: Massenanfall von Verletzten (MANV), abgerufen am 08.09.2025
- Scholz et al. Referenz Notfallmedizin. Teil III: Rettungsdienstliche Konzepte. Kapitel 27: Massenanfall von Verletzten und Erkrankten (MANV/E). Stuttgart: Georg Thieme Verlag. 2019