Wendl-Tubus
nach dem Erfinder Johann Karl Wendl (1958), deutscher Mediziner
Synonyme: "Wendl", Nasopharyngealtubus nach Wendl
Englisch: nasopharyngeal airway
Definition
Der Wendl-Tubus ist ein Nasopharyngealtubus, der unterstützend die Atemwege freihalten soll.
Hintergrund
Der Wendl-Tubus wird nach dem Befeuchten mit einem Gleitmedium (z.B. Kochsalzlösung, Gleitgel) über die Nase bis zum Pharynx eingeführt. Dort kommt das kaudale Ende des Tubus zum Liegen. Der Wendl-Tubus gewährleistet ein Freihalten der Atemwege, da er ein Zurückfallen der Zunge bei Bewusstlosigkeit verhindert. Eine Aspiration ist dennoch möglich, da im Gegensatz zum Endotrachealtubus die Stimmritze frei bleibt.
Indikation
Der Wendl-Tubus findet hauptsächlich postoperativ bei Patienten Verwendung, die einen Guedel-Tubus schlecht tolerieren. Zudem wird er in Notfallsituatonen vom Rettungsdienst als zweite Wahl bei Patienten herangezogen, bei denen das Einsetzen eines Guedel-Tubus nicht möglich ist (z.B. schweres Kiefertrauma, allergische Reaktionen im Mundbereich). Sein Vorteil liegt darin, dass er im Gegensatz zum Guedel-Tubus einen deutlich geringeren Würgereiz auslöst.
Größe
Der Wendl-Tubus ist in verschiedenen Größen erhältlich und wird in der Einheit Charrière angegeben. Erhältlich sind Größen von CH16 bis CH36.
Anwendung
Um ein korrektes Einsetzen zu gewährleisten, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Nase freimachen (ggf. reinigen, abschwellen)
- Größe auswählen (Distanz Nasenspitze - Ohrläppchen)
- Tubus befeuchten (z.B. NaCl-Lösung, Gleitgel)
- Kopf in Neutralposition, Nasenspitze etwas anheben
- Wendl-Tubus sanft mit Drehbewegung in die Nase einführen
- Bei spürbarem Widerstand kontralaterales Nasenloch verwenden
Kontraindikationen
Bei einer Schädelbasisfraktur kann es selten zu einer intrazerebralen Fehlplatzierung des Wendl-Tubus kommen. Deshalb werden Schädel-Hirn-Traumen (SHT) in der Literatur ebenfalls als Kontraindikation für den Einsatz des Tubus aufgeführt. Bei umsichtigem Einführen des Wendl-Tubus entlang des Nasenbodens ist die Gefahr einer Fehlplatzierung jedoch eher als gering einzustufen. Sind keine Alternativen greifbar, kann ein Wendeltubus auch bei SHT-Patienten eingesetzt werden, wenn eine entsprechende Indikation besteht.[1]
Quellen
- ↑ Unlü L: Der Wendltubus – Mythbusted! dasFOAM, abgerufen am 9.2.2023
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