Kokain-induzierte destruktive Läsionen der Mittellinie
Synonyme: Kokain-Nasenulkus, "Koksnase", kokaininduziertes Ulkus
Englisch: cocaine-induced midline destructive lesions, CIMDL
Definition
Die Kokain-induzierte destruktive Läsion der Mittellinie ist eine durch chronischen nasalen Kokainkonsum verursachte lokal destruierende Erkrankung der Nasenschleimhaut. Sie kann zur Ulzeration und Nekrose von Schleimhaut, Knorpel und Knochenstrukturen der Nase führen.
Ätiopathogenese
Kokain verursacht infolge der Stimulation sympathischer Nervenfasern ausgeprägte lokale Ischämien. Neben einer starken Vasokonstriktion treten dabei auch Endothelläsionen und prothrombotische Effekte auf. Das Alkaloid führt dosis- und zeitabhängig zur Apoptose von Nasenschleimhaut-, Epithel- und Entzündungszellen.
Zusätzlich regt Kokain die Expression von Genen an, die bei oxidativem Stress und DNA-Schäden aktiviert werden und an Vorgängen wie Autophagie, Regeneration und Kollagenabbau beteiligt sind. Epithelnekrosen und gestörte Heilungsprozesse verursachen Blutungen, Krustenbildung und sekundäre Schleimhautschäden. Wird der Kokainkonsum nicht beendet, kommt es zu einer immer stärker ausgeprägten Gewebezerstörung.
Zusätzliche Risikofaktoren sind z.B. Rauchen, Diabetes mellitus und die häufige Anwendung abschwellender Nasensprays.
Symptome
Patienten leiden typischerweise unter chronischer nasaler Obstruktion, Hyposmie, Nasenbluten, Foetor ex ore und Gesichtsschmerzen. Im fortgeschrittenen Verlauf kommt es zu Septumperforationen, nekrotisierenden Ulzerationen, Nasendeformitäten (z.B. Sattelnase) und Gaumenperforationen.
Aufgrund der veränderten Strömungsverhältnisse in der Nasenhöhle und der eingeschränkten mukoziliären Clearance besteht eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Atemwegsinfekten.
Therapie
Die Therapie besteht in erster Linie in der vollständigen Abstinenz von Kokain, um eine weitere Progression der Gewebeschädigung zu verhindern. Unterstützend kommen lokale Maßnahmen wie sorgfältige Wundpflege und regelmäßige Nasenspülungen zur Anwendung. Begleitende bakterielle Infektionen sollten gezielt antibiotisch behandelt werden. Nach Stabilisierung der Erkrankung kann nur eine rekonstruktive Chirurgie die zerstörten Strukturen wiederherstellen.
Literatur
- Altmeyers Enzyklopädie: Kokain-induzierte destruktive Läsionen der Mittellinie. Zuletzt abgerufen am 11.11.2025