Kiloh-Nevin-Syndrom
Synonym: Nervus-interosseus-anterior-Syndrom
Englisch: nervus interosseus anterior syndrome, anterior interosseous syndrome, Kiloh-Nevin syndrome
Definition
Das Kiloh-Nevin-Syndrom entsteht durch die isolierte Läsion des Nervus interosseus anterior, einem motorischen Ast des Nervus medianus.
Einteilung
In den meisten Fällen kann das Kiloh-Nevin-Syndrom als eine Variante der neuralgischen Amyotrophie angesehen werden.[1]
Ätiopathogenese
Der Nervus interosseus anterior kann z.B. im Rahmen einer Stich- oder Schnittverletzung geschädigt werden. Die Läsion kann aber auch spontan auftreten.
Der Nervus interosseus anterior innerviert den Musculus flexor pollicis longus, den Musculus flexor digitorum profundus sowie den Musculus pronator quadratus. Durch eine Läsion ist die Funktion dieser Muskeln gestört.
Klinik
Durch die Läsion können die Endglieder von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger nicht mehr gebeugt werden. Es ist nicht mehr möglich, mit Daumen und Zeigefinger ein rundes "O" darzustellen (Pinch Sign). Da der Nervus interosseus anterior ein rein motorischer Nerv ist, bestehen keine Sensibilitätsstörungen.
Diagnostik
Grundlage ist eine gründliche neurologische Untersuchung mit Überprüfung der Funktion der vom Nervus medianus innervierten Muskeln. Weiterhin sollten elektrophysiologische Untersuchungen (Elektroneurographie, Elektromyographie) durchgeführt werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch sollte an eine traumatische Ruptur der Sehnen der betroffenen Muskulatur sowie an einen Sehnenabriss gedacht werden.
Therapie
Bei traumatischen Läsionen wird die Erkrankung operativ behandelt. Ansonsten erfolgt eine physiotherapeutische Behandlung.
Prognose
Wenn das Kiloh-Nevin-Syndrom spontan aufgetreten ist, ist die Prognose ungünstig.
Quelle
- ↑ Holle et al. Neuralgische Amyotrophie. Dtsch Arztebl. Int. 121: 483-9. 2024