Keratokonjunktivitis phlyctaenulosa
Synonyme: Phlyktänuläre Konjunktivitis; Keratitis phlyktaenulosa
Englisch: phlyctenular keratoconjunctivitis
Definition
Die Keratokonjunktivitis phlyctaenulosa ist eine Entzündung der Horn- und Bindehaut des Auges, die durch eine Immunreaktion gegen Erregerantigene ausgelöst wird - es handelt sich nicht um eine Infektion. Typischerweise treten dabei kleine, flüssigkeitsgefüllte Bläschen (Phlyktänen) am Limbus corneae auf.
Ätiologie und Pathogenese
Wahrscheinlich ist die phlyktenuläre Keratokonjunktivitis auf eine allergische Überempfindlichkeitsreaktion der Hornhaut oder Bindehaut zurückzuführen. Auslösend ist die Exposition gegenüber einem bakteriellen oder viralen Antigen, gegen das der Patient zuvor sensibilisiert wurde. Am häufigsten werden Antigene von Staphylococcus aureus und Mycobacterium tuberculosis mit der Erkrankung in Verbindung gebracht, aber auch Herpes simplex, Chlamydien, Streptococcus viridians oder Darmparasiten können die Beschwerden triggern.
Klinik
Das klinische Bild ist variabel. Bindehautläsionen verursachen in der Regel nur eine leichte bis mäßige Reizung des Auges, während Hornhautläsionen typischerweise mit stärkeren Schmerzen und Photophobie einhergehen. Phlyktänen können überall auf der Bindehaut auftreten, sind jedoch häufiger in der Fissura interpalpebralis und entlang der Limbusregion zu finden. Es präsentieren sich gallertartige Knötchen mit ausgeprägter Neovaskularisation. In einigen Fällen können mehrere 1-2 mm große Knötchen entlang der Limbusoberfläche vorhanden sein.
Die Läsionen können im weiteren Verlauf Ulzerationen aufweisen. Eine Anfärbung mit Fluorescein ist möglich.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt durch eine augenärztliche Untersuchung. Dabei werden die Phylktänen auf der Bindehaut sichtbar gemacht und die Art der Entzündung bestimmt.
Differentialdiagnosen
Therapie
Die erste Behandlungsmaßnahme ist eine Verringerung der Entzündungsreaktion. Die Erkrankung spricht im Allgemeinen gut auf topische Steroide an. Allerdings muss das Risiko eines Anstiegs des Augeninnendrucks berücksichtigt werden. In rezidivierenden Fällen kann Cyclosporin A eingesetzt werden. Dadurch können die Folgeerscheinungen einer langen Steroidbehandlung, wie Katarakte, okuläre Hypertension und verschlechterte Wundheilung, eingegrenzt werden. Hornhautulzerationen können zusätzlich mit Antibiotikum behandelt werden. Patienten mit floriden Infektionen sollten entsprechend systemisch therapiert werden.
Geschichte
Vor den 1950er Jahren trat die Keratokonjunktivitis phlyctaenulosa oft als Überempfindlichkeitsreaktion auf das Tuberkulinprotein auf, was auf die hohe Prävalenz der Tuberkulose zurückzuführen war. Derzeit sind in den Vereinigten Staaten mikrobielle Proteine von Staphylococcus aureus die häufigsten verursachenden Antigene.
Literatur
- Olitsky S. E. et al., Pediatric Clinical Ophthalmology: A Color Handbook, 2012, Vereinigtes Königreich, Manson Publishing Limited
- Yanoff M. et al., Ophthalmology, 2009, Vereinigtes Königreich, Mosby Elsevier
- msdmanuals.com, Keratokonjunktivitis Phlyktaenulosa, abgerufen am 15.02.2023