Hydroxylysinämie
Synonyme: Hydroxylysinurie, 5-Hydroxylysinämie, Hydroxylysin-Überschusssyndrom
Englisch: hydroxylysinemia
Definition
Die Hydroxylysinämie ist eine seltene angeborene Stoffwechselstörung, die durch eine pathologisch erhöhte Konzentration von 5-Hydroxylysin in Plasma und Urin gekennzeichnet ist. Die Erkrankung betrifft den Abbau der hydroxylierten Aminosäure, die physiologisch im Rahmen der Kollagensynthese entsteht.
- ICD10-Code: E72.3
Epidemiologie
Die Hydroxylysinämie ist eine extrem seltene Erkrankung. Bislang sind weltweit nur sehr wenige dokumentierte Fälle bekannt. Aufgrund fehlender Routinediagnostik wird von einer Dunkelziffer ausgegangen.
Ätiologie
Ursächlich ist wahrscheinlich ein Defekt des Enzyms Hydroxylysin-Kinase (HYKK), das folgende Umsetzung katalysiert:[1]
Pathophysiologie
Hydroxylysin entsteht im Rahmen der posttranslationalen Modifikation von Kollagen durch die Hydroxylierung von Lysinresten mithilfe der Lysin-Hydroxylase. Es dient es als Ankerpunkt für kovalente Quervernetzungen zwischen einzelnen Kollagenmolekülen und ganzen Kollagenfibrillen.
Der mangelnde enzymatische Metabolisierung von Hydroxylysin im Rahmen des Kollagenabbaus bzw. -umbaus führt zu einer Akkumulation der Aminosäure.
Klinik
Die Symptomatik ist primär neurologisch und kann variieren. Sie umfasst u.a.:
- mentale Retardierung
- Krampfanfälle
- Bewegungsstörungen (z.B. Tremor, Hyperkinesien, Spastizität)
- Wachstumsstörung im Kindesalter
Diagnostik
Der Nachweis kann labormedizinisch durch erhöhte 5-Hydroxylysin-Werte im 24h-Sammelurin (via Aminosäurechromatographie) und im Blut erbracht werden.
Mithilfe der molekulargenetische Diagnostik (z.B. Exomsequenzierung) kann ggf. der Nachweis einer auslösenden Mutation erbracht werden.
Therapie
Eine kausale Therapie existiert bislang nicht, aufgrund der Seltenheit der Erkrankung auch keine Standardtherapie. Die Behandlung ist symptomatisch ausgerichtet. Sie umfasst:
- Medikamentöse Anfallskontrolle (Antikonvulsiva)
- Diät (Hydroxylysinarme Ernährung)
- Physiotherapie
Eine mögliche Kausaltherapie wären Enzymersatztherapien und Genomeditierung. Sie sind derzeit (2025) noch Gegenstand der Grundlagenforschung.
Quellen
- ↑ Veiga-da-Cunha M, Hadi F, Balligand T, Stroobant V, Van Schaftingen E. Molecular identification of hydroxylysine kinase and of ammoniophospholyases acting on 5-phosphohydroxy-L-lysine and phosphoethanolamine. J Biol Chem. 2012 Mar 2;287(10):7246-55. doi: 10.1074/jbc.M111.323485. Epub 2012 Jan 12. PMID: 22241472; PMCID: PMC3293546.