Hohe-6-Punkt-Anästhesie (Pferd)
Synonym: H6PA
Definition
Die hohe-6-Punkt-Anästhesie ist eine Methode der diagnostischen Leitungsanästhesie an der Hintergliedmaße beim Pferd.
Durchführung
Bei Leitungsanästhesien werden mit Hilfe eines Lokalanästhetikums (z.B. Mepivacain oder Lidocain) einzelne Nerven an der Gliedmaße desensibilisiert. Der Wirkstoff muss dabei perineural injiziert werden, sodass er nach erfolgter Diffusion zu einer Unterbrechung der Reizleitung des Nervs führt. Durch die Infiltration kommt es distal der Punktionsstelle zur Anästhesie der jeweiligen Versorgungsareale, sodass schmerzhafte Prozesse (z.B. Verletzungen) vom Tier nicht mehr aktiv wahrgenommen werden.
Durchführung
Die hohe-6-Punkt-Anästhesie ist an der belasteten Gliedmaße vorzunehmen. Das zu punktierende Areal wird bei starker Verschmutzung gereinigt und anschließend mehrmals mit 70%igem Alkohol desinfiziert. Bei der Leitungsanästhesie werden insgesamt drei verschiedene Nerven (jeweils medial und lateral am Bein) desensibilisiert:
- Nervus plantaris medialis und lateralis
- Nervus metatarseus plantaris medialis und lateralis
- Nervus metatarseus dorsalis II und III
Die Nervi plantares (medialis und lateralis) verlaufen zwischen der tiefen Beugesehne und dem Musculus interosseus medius. Sie können distal des Griffelbeinköpfchens im rechten Winkel zum Verlauf der Beugesehnen und zur Haut punktiert werden. Anschließend werden 2 ml des Lokalanästhetikums injiziert.
Die Nervi metatarsei plantares hingegen müssen mindestens 3 cm distal des Griffelbeinköpfchens anästhesiert werden. Sie verlaufen im Winkel zwischen dem Röhrbein und dem Griffelbein. Die Punktion erfolgt im rechten Winkel zur Haut und zu den Knochen. Es werden ca. 2 ml des Lokalanästhetikums appliziert.
Der Nervus metatarseus doralis II und III hingegen verlaufen dorsal am Röhrbein, jeweils medial und lateral der Strecksehne. Die Stichrichtung erfolgt ebenfalls im rechten Winkel zur Haut. Anschließend werden 3 ml des Lokalanästhetikums injiziert.
Ergebnis
Nach den Injektionen muss für mindestens 10 bis 15 Minuten gewartet werden, bis eine vollständige Desensibilisierung der Nerven stattgefunden hat. Anschließend kann das Pferd erneut vorgetrabt werden. Das Ergebnis der hohen-6-Punkt-Anästhesie wird dann mit negativ, positiv oder mit Restlahmheit beurteilt. Der Grad der verbliebenen Lahmheit kann dann subjektiv in Prozent angegeben werden (z.B. die Lahmheit hat sich nur um 30 bis 40 % gebessert).
Zielstrukturen
Nach erfolgreicher Leitungsanästhesie sind alle distal der Punktion liegenden Strukturen desensibilisiert. Hierzu gehören u.a. die Fesselbeugesehnenscheide, ein Großteil der tiefen und oberflächlichen Beugesehne, ein Teil des Fesselträgers, das Fesselgelenk und alle den Huf betreffenden Strukturen.
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, * Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Pferdechirurgie. Tabelle der Leitungsanästhesien. Universitätsklinik für Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien.
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