Histamin-vermitteltes Angioödem
Definition
Ein Histamin-vermitteltes Angioödem ist eine häufige Form des Angioödems, die durch Mastzellaktivierung und Freisetzung von Histamin vermittelt wird. Sie kann als Variante der Urtikaria angesehen werden.
siehe auch: Bradykinin-vermitteltes Angioödem
Ätiologie
Ein Histamin-vermitteltes Angioödem kommt in 85 % d.F. bei einer akuten oder chronischen spontanen Urtikaria vor und ist dann meist mit Quaddeln assoziiert. Umgekehrt treten Angioödeme bei über 50 % der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria auf.
Außerdem können Histamin-vermittelte Angioödeme eine allergische (z.B. Nahrungsmittelallergene, Insektengifte, Betalaktamantibiotikum) oder pseudoallergische Ursache (z.B. Acetylsalicylsäure) haben. In diesen Fällen treten meist weitere Symptome auf, z.B. Urtikaria, Bronchoobstruktion, Diarrhö, Erbrechen bis hin zum anaphylaktischen bzw. anaphylaktoiden Schock.
Klinik
Histamin-vermittelte Angioödeme zeigen sich mit einer meist einseitigen, unscharf begrenzten, blassen und eher schmerzhaften Schwellung. Das Angioödem erreicht sein Maximum nach einigen Stunden und kann mehrere Tage anhalten.
Dabei treten die Ödeme häufig in wechselnder Lokalisation auf, bevorzugt im Gesicht (Augenlider, Lippe, Wange) und im Genitalbereich. Bei schweren allergischen Reaktionen können auch Zunge, Glottis und Larynx betroffen sein.
Diagnostik
Die Diagnostik des Histamin-vermittelten Angioödems entspricht der bei akuter bzw. chronischer spontaner Urtikaria. Bei isolierten Angioödemen ohne Quaddeln sollten die Aktivität oder die Konzentration von C1-Esterase-Inhibitor und Komplementfaktor C4 bestimmt werden, um ein Angioödem anderer Genese auszuschließen. Des Weiteren sollte die Einnahme von ACE-Hemmern bzw. AT1-Rezeptorantagonisten erfragt werden.
Therapie
Die Therapie des Histamin-vermittelten Angioödems ist die gleiche wie bei akuter bzw. chronischer spontaner Urtikaria. In der Akutsituationen kommen symptomatisch H1-Rezeptorantagonisten und Glukokortikoide in Frage. Akute Angioödeme der Zunge und des Larynx können ggf. eine Inhalation von Adrenalin und eine intensivmedizinische Behandlung notwendig machen.
Bei häufigen Rezidiven werden H1-Rezeptorantagonisten regelmäßig und in bis zu vierfacher Dosis eingenommen. Zusätzlich kann Montelukast sowie Omalizumab erwogen werden.