Heterophiler Antikörper
Englisch: heterophile antibody, heterophilic antibody
Definition
Heterophile Antikörper sind Antikörper, die gegen Antigene einer anderen Spezies gerichtet sind. Sie können auf der einen Seite serologische Laboruntersuchungen stören, wurden auf der anderen Seite aber früher auch zu diagnostischen Zwecken eingesetzt. Für die Gesundheit des Patienten haben heterophile Antikörper normalerweise keine Relevanz.
Hintergrund
Serologische Untersuchungen, wie z.B. ELISA, beruhen auf Nachweisreaktionen, bei denen mono- oder polyklonale Antikörper tierischen Ursprungs (z.B. von Mäusen, Meerschweinchen oder Schafen) eingesetzt werden.
Wenn im Blut des Patienten heterophile Antikörper vorhanden sind, die gegen die tierischen Antikörper im Reaktionsansatz gerichtet sind, kann dies das Ergebnis verfälschen. Je nach Aufbau des Tests kann dieser falsch positiv oder falsch negativ ausfallen. Teilweise werden daher in die Reaktionen Schritte eingebaut, die heterophile Antikörper inhibieren oder separat nachweisen. Alternativ kann zusätzlich zur eigentlichen Laboruntersuchung eine Testung auf heterophile Antikörper durchgeführt werden, um fehlerhafte Ergebnisse zu vermeiden.
Es gibt unterschiedliche Erklärungsmodelle, warum bei Patienten Antikörper mit Spezifität gegen Tierantigene auftreten. Teilweise kann enger Kontakt zu Tieren als Ursache angenommen werden. Seitdem monoklonale Antikörper vermehrt zur Therapie eingesetzt werden, spielt auch die Sensibilisierung gegen diese Fremdproteine eine Rolle.
Ein wichtiger Subtyp heterophiler Antikörper sind die human anti mouse antibodies (HAMA).
Hochtitrige Rheumafaktoren können immunologische Untersuchungen auf ähnliche Weise stören wie heterophile Antikörper.
Literaturangaben zur Prävalenz von heterophilen Antikörpern reichen von 3 bis 40 %.[1] Es gibt zahlreiche Fallberichte über unnötige medizinische Behandlungen auf Grund falscher Laborwerte, die durch heterophile Antikörper verursacht wurden.
Diagnostische Verfahren
Die früher häufig eingesetzte Paul-Bunnell-Reaktion zum Nachweis einer infektiösen Mononukleose beruht auf heterophilen Antikörpern gegen Erythrozyten von Pferden oder Hammeln.
Der Waaler-Rose-Test weist Rheumafaktoren nach, die Schaferythrozyten agglutinieren, nachdem diese zuvor mit IgG-Antikörpern von Kaninchen beladen wurden.
Quellen
- ↑ Dietrich C, Stiegler H, Gressner A, Matern S: Heterophile Antikörper, fehlende Kommunikation und das diagnostische Dilemma Med Klin 2001;96:539–44.