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Autonome hereditäre sensorische Neuropathie IV

Synonyme: CIPA-Syndrom, CIP-Anhidrose-Syndrom, HSAN4
Englisch: congenital insensitivity to pain and anhidrosis, hereditary insensitivity to pain with anhidrosis, hereditary sensory and autonomic neuropathy type IV

1. Definition

Die autonome hereditäre sensorische Neuropathie Typ IV, kurz HSAN4, beschreibt eine sehr seltene kongenitale Neuropathie mit Ausfall der Schmerz- und Temperaturempfindung. Die Erkrankung wird auch als CIPA-Syndrom bezeichnet.

2. Genetik

HSAN4 wird durch Mutationen des NTRK1-Gens auf Chromosom 1 an Genlokus 1q23.1 hervorgerufen und autosomal-rezessiv vererbt. Das NTRK1-Gen kodiert für die Tropomyosinrezeptorkinase A (TrkA), die essentiell für die Entwicklung des Nervensystems ist.

3. Epidemiologie

Durch die hohe Seltenheit der Erkrankung existieren keine genauen Daten über die Prävalenz. Ausgegangen wird von einer Prävalenz von 1:600.000-950.000.

4. Pathophysiologie

Die Tropomyosinrezeptorkinase A spielt eine zentrale Rolle in der Vermittlung des Wachstums und des Überlebens von Neuronen. Sie bindet als Liganden den Nervenwachstumsfaktor (NGF) und aktiviert verschiedene intrazelluläre Signalwege, z.B. den Ras/Raf/MAPK-Signalweg und den PI3K/Akt-Signalweg. TrkA ist primär auf Neuronen exprimiert, die der Nozizeption, Thermozeption oder Mechanorezeption dienen. Folglich kommt es zu Dysfunktionen und zum Untergang der entsprechenden Neuronen. Primär sind Aδ- und C-Fasern betroffen.

5. Symptome

HSAN4-Patienten zeigen in der Regel recht früh erste Symptome. Leitsymptome sind das Fehlen der Schmerz- und Temperaturempfindung sowie eine Anhidrose. Durch die Anhidrose kommt es zu Frühsymptomen wie häufigen Fieberschüben und Hyperpyrexie. Die fehlende Schmerzempfindung führt zu verstärktem Auftreten von Verletzungen sowie zu Automutilationen. Darüber hinaus ist die Erkrankung von kognitiver Leistungsschwäche und Hyperaktivität begleitet. Verletzungen heilen bei HSAN4-Betroffenen langsamer aus, sodass es häufig zu Knochen- oder Gelenkdeformitäten sowie einer Osteomyelitis kommt.

6. Diagnostik

Die Verdachtsdiagnose kann klinisch durch die Kombination von Anhidrose und fehlender Schmerzempfindung gestellt werden. Durch eine molekularbiologische Untersuchung mit Nachweis der NTRK1-Mutation wird die Diagnose bestätigt. Ersatzweise kann auch eine Hautbiopsie mit dem Nachweis fehlender Aδ- und C-Fasern erfolgen.

7. Prognose

Die Prognose des HSAN4 ist stark von Krankheitsschwere und der Fähigkeit abhängig, die fehlende Schmerzempfindung zu kompensieren. So leben einige Betroffene bis in das Erwachsenenalter, andere versterben jedoch schon früh.

8. Quellen

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Lovis Hampe
Student/in der Humanmedizin
Dr. Frank Antwerpes
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21.03.2024, 09:01
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