HIV-Postexpositionsprophylaxe
Abkürzung: HIV-PEP
Synonyme: HIV-Postexpositions-Prophylaxe, Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-Infektion
Englisch: HIV post-exposure prophylaxis
Definition
Als HIV-Postexpositionsprophylaxe, kurz HIV-PEP, bezeichnet man die vorbeugende Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten, die nach einer potentiellen Infektion mit dem HI-Virus erfolgt.
Indikation
Die Indikationsstellung für die medikamentöse Postexpositionsprophylaxe ist abhängig von der Art des erfolgten Kontaktes sowie von dem HIV-Status bzw. der Viruslast der Indexperson. Die Entscheidung ergibt sich aus dem damit verbundenen Infektionsrisiko und sollte streng nach Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses getroffen werden.
siehe auch: HI-Virus
Ablauf
Der Beginn der medikamentösen Prophylaxe sollte zeitnah zur Exposition erfolgen – im Idealfall innerhalb von 2 Stunden. Ist dies nicht möglich, sollte innerhalb der ersten 24 Stunden begonnen werden. Ab einer Verzögerung von 72 Stunden wird die Behandlung derzeit (2021) nicht mehr empfohlen. Die Dauer der Medikamenteneinnahme beträgt in der Regel 28 bis 30 Tage. Folgende Arzneimittel kommen in der standardmäßigen Kombinationstherapie zum Einsatz:
Tenofovir/Emtricitabin 1 x 200/245 mg | + | Raltegravir 2 x 400 mg |
+ | Raltegravir 1 x 1.200 mg | |
+ | Dolutegravir 1 x 50 mg (kontraindiziert, wenn eine Schwangerschaft nicht ausgeschlossen ist) |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Treten innerhalb der ersten zwei Monate nach Beendigung der Prophylaxe akute fieberhafte Symptome auf, so besteht der Verdacht auf eine HIV-Infektion. Dieser sollte umgehend labordiagnostisch abgeklärt werden.
Sofortmaßnahmen bei beruflicher Exposition
Nach dem Kontakt mit infektiösen Materialien einer HIV-positiven Person wird die sofortige Einleitung folgender Maßnahmen empfohlen:
- Bei Stich- oder Schnittverletzung, Kontakt über die geschädigte Haut:
- Spülung mit Wasser und Seife oder einem Antiseptikum
- Bei Kontamination des Auges oder der Mundhöhle:
- Spülung mit Wasser
- Beratung, Dokumentation und Verlaufskontrolle durch einen D-Arzt, einschließlich:
- HIV-Antikörper-Test
- Hepatitis-Serologie
- kurz- und mittelfristige Verlaufskontrolle