Giftbeere
Synonym: Blaue Physalis
Englisch: apple-of-Peru
Definition
Die Giftbeere ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und die einzige Art der Gattung Nicandra. Die botanische Bezeichnung lautet Nicandra physalodes (Syn.: Nicandra physaloides).
Etymologie
Der Gattungsname 'Nicandra' ehrt den griechischen Arzt Nikandros von Kolophon (2. Jahrhundert v. Christus). Das Artepitheton "physalo(i)des" deutet auf die Ähnlichkeit des Fruchtstands mit dem von Physalis-Arten (Lampionblumen). Auch das deutsche Synonym "Blaue Physalis" geht auf diese Ähnlichkeit zurück, wenngleich Physalis eine eigene und separate Gattung der Nachtschattengewächse ist.
Merkmale
Nicandra physalodes erreicht zumeist Wuchshöhen zwischen 0,3 und 1,3 Meter. Die Blätter sind kahl sowie eiförmig bis länglich geformt, ungleichförmig spitz gelappt bis gezähnt. Die Blüte ist zwittrig, die Blütenkrone hellblau mit weißem Grund und 2 bis 4 cm im Durchmesser. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis Oktober. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (z.B. Bienen), Selbstbestäubung (Befruchtung durch eigene Pollen) ist häufig. Aus der Blüte geht eine trockene, braun bis braunrot gefärbte Beere hervor. Der Blütenkelch vergrößert sich und umgibt die reifende Frucht (ähnlich wie bei Physalis, Lampionblumen). Die Kelchblätter sind geflügelt, der Kelch erscheint daher fünfkantig.
Vorkommen
Nicandra physalodes stammt aus Südamerika. Heutzutage ist sie durch anthropogene Ausbreitung weltweit in vielen Ländern anzutreffen. In Deutschland kommt sie als Zierpflanze sowie verwildert zerstreut (Wärmegebiete) bis selten im gesamten Bundesgebiet vor. Populationen sind häufig unbeständig.
Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält in allen Pflanzenteilen Alkaloide, Hauptalkaloid ist Hygrin (ein Pyrrolidin-Alkaloid). Zu den Nebenalkaloiden zählt unter anderem Tropinon (ein Tropan-Alkaloid). Hygrin konzentriert sich im Wurzelsystem mit 0,1 Prozent. Weiterhin wurden Withanolide nachgewiesen.
Pharmakologie
Die Withanolide der Giftbeere werden als Nicandrenone zusammengefasst und wirken als Fraßschutz (insektizid). Withanolide besitzen eine Steroidstruktur und sind für die pharmakologische Forschung von Interesse, ihre Einsatzmöglichkeiten sind noch nicht vollständig bekannt. Die Aufnahme von Pflanzenmaterial kann zu Intoxikationen (Vergiftung) führen. Die Symptomatik wird mit den Beschwerden einer Vergiftung mit Hyoscyamin (razemisch Atropin) verglichen, soll jedoch schwächer sein als eine Vergiftung mit hyoscyaminhaltigen Pflanzen (u.a. Tollkirsche und Stechapfel). Demnach kann es zu Parasympathikolyse mit Agitation, Mydriasis, Tachykardie und weiteren Symptomen kommen. Der Tod kann durch zentrale Atemlähmung eintreten.
Therapie der Vergiftung
- Erbrechen herbeiführen (Emetika, Indikation ärztlich zu bestimmen)
- resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Magenspülung)
- intensivmedizinische Betreuung (Volumenersatz, künstliche Beatmung, Defibrillation). Darüber hinaus ist die Therapie symptomatisch. Bei parasympatholytischen Symptomen kann auf Physostigmin zurückgegriffen werden.
Literatur
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum Akadem. Verlag.
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
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