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Ganser-Syndrom

nach dem deutschen Psychiater Sigbert Josef Maria Ganser (1853-1931)
Synonyme: Pseudodebilität, hysterischer Dämmerzustand, Scheinblödsinn, reaktiver Haftzustand
Englisch: Ganser syndrome, factitious disorder

1. Definition

Das Ganser-Syndrom bezeichnet ein seltenes psychiatrisches Störungsbild, das durch unstimmige und falsche Antworten auf einfache Fragen, oder unpassende Handlungsabläufe gekennzeichnet ist. Es wird nach ICD-10 den dissoziativen Störungen (Konversionsstörungen) zugeordnet.

  • ICD-10: F44.80

2. Geschichte

Das Ganser-Syndrom wurde erstmals 1897 durch den deutschen Psychiater Sigbert Josef Maria Ganser bei Strafgefangenen unter psychischer Belastung beobachtet und beschrieben. In der Vergangenheit wurde angenommen, dass es sich um eine Simulation seitens der Betroffenen handele. Diese Annahme gründete unter anderem darauf, dass verhältnismäßig häufig junge Gefängnisinsassen betroffen waren. Den Betroffenen wurde nachgesagt, sich von dem Verhalten einen Vorteil zu versprechen.

3. Epidemiologie

Betroffen sind vor allem Männer jüngeren und mittleren Alters, das Syndrom wurde in Einzelfällen auch bei Kindern beschrieben.

4. Symptome

Zentrales Merkmal ist das sogenannte "Vorbeiantworten". Betroffene beantworten Fragen, auf die sie eigentlich die Antwort kennen, falsch. Die Falschantwort liegt dabei meist nahe an der richtigen Antwort (z.B. Welche Farbe hat die Sonne? – Grün; Wie viel macht 1 + 1? – 3; Welcher Tag ist heute? – Sommer). Zudem werden Handlungen scheinbar absichtlich verkehrt ausgeführt (z.B. wird der Patient dazu aufgefordert, die Tür abzuschließen, versucht dabei aber den Schlüssel verkehrt herum ins Schloss zu stecken).

Die Diagnosekriterien sind nicht einheitlich definiert. Nach Ganser unterscheidet man folgende Diagnosekriterien:

Ebenfalls beschrieben wurden ein kindlicher Affekt, depressive Verstimmungen, Unruhe, Gedächtnislücken, dissoziative Fugue-Zustände, Sehfeldeinschränkungen, Echopraxien und pseudoepileptische Anfälle.

Die Symptomatik tritt akut auf und hält meist nur kurz an. Sie kann in der Regel vom Patienten retrospektiv nicht mehr erinnert werden.

Die Betroffenen werden ggf. durch ihr Umfeld stigmatisiert und als "verrückt" wahrgenommen, was zur sozialen Isolation führen kann.

5. Diagnose

Die Diagnose stützt sich auf die o.g. Kriterien. Einen wichtigen Stellenwert hat die Fremdanamnese, besonders in Bezug auf den zeitlichen Verlauf, mögliche schwere psychische Belastungen und das Vorliegen anderer dissoziativer Störungen.

Somatische Ursachen müssen ausgeschlossen werden. Eine internistische, suchtmedizinische und neurologische Abklärung sollte erfolgen.

6. Differentialdiagnose

7. Therapie

Die Therapie ist schwierig. Es gibt einzelne verhaltenstherapeutische Therapieversuche. Bei starker Unruhe kann zur Beruhigung kurzfristig Lorazepam verabreicht werden.

Fachgebiete: Psychiatrie, Psychologie

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