Gadofosveset
Synonyme: Trinatrii gadofosvesetum u.a.
Handelsnamen: Vasovist® (EU), Ablavar® (USA)
Englisch: gadofosveset
Definition
Gadofosveset ist ein paramagnetisches, gadoliniumhaltiges Kontrastmittel, das für die MR-Angiographie (MRA) entwickelt wurde.
Hintergrund
Gadofosveset ist ein Blood-Pool-Kontrastmittel. Durch reversible Bindung an Serumalbumin verbleibt der Wirkstoff länger im Gefäßsystem, wodurch eine verlängerte "Steady-state"-Darstellung der Gefäße möglich wird. Im Gegensatz zu klassischen extrazellulären Mitteln, die innerhalb von Minuten in das Interstitium diffundieren, zirkuliert Gadofosveset über 30–60 Minuten nahezu ausschließlich intravaskulär. Diese Eigenschaft erlaubte hochaufgelöste MR-Angiographien mit zeitlich flexibler Akquisition, insbesondere bei kleinlumigen oder peripheren Gefäßen. Trotz seiner diagnostischen Vorteile wurde das Präparat aufgrund begrenzter Marktakzeptanz und regulatorischer Restriktionen ab 2017 in der EU schrittweise vom Markt genommen.
Wirkmechanismus
Das paramagnetische Gadoliniumion (Gd³⁺) verkürzt die T1-Relaxationszeit der umgebenden Protonen und bewirkt dadurch eine Signalverstärkung in T1-gewichteten Sequenzen. Die reversible Albuminbindung führt zu einer verlängerten intravaskulären Halbwertszeit und einer überdurchschnittlichen Signalverstärkung der Blutgefäße. Dadurch werden auch kleinste Gefäßabschnitte mit hoher räumlicher Auflösung darstellbar.
Pharmakokinetik
Gadofosveset bindet mit einer lipophilen Seitengruppe reversibel (zu ca. 80 %) an Albumin. Das Verteilungsvolumen entspricht dem Plasmavolumen (ca. 0,12 l/kg). Der Arzneistoff wird nicht metabolisiert. Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich 16-18 Stunden, wonach Gadofosveset zu ca. 84 % renal eliminiert wird. Diese verlängerte intravaskuläre Phase ermöglicht angiographische Aufnahmen auch jenseits der Boluszeit, typischerweise bis zu 60 Minuten nach Injektion.
Indikationen
Gadofosveset war indiziert zur kontrastmittelgestützten Magnetresonanzangiographie (CE-MRA) zur Darstellung von arteriellen und venösen Gefäßen, insbesondere bei:
- peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)
- Aneurysmen, Dissektionen und arteriovenösen Malformationen
- venösen Anomalien und Thrombosen
- präoperativer und interventioneller Gefäßplanung
Dosierung
Nebenwirkungen
Gadofosveset war insgesamt gut verträglich. Die Nebenwirkungen ähneln denen anderer Gadoliniumpräparate, treten aber mit leicht erhöhter Frequenz auf.
- Häufig: Kopfschmerz, Parästhesien, Wärmegefühl, Übelkeit, Geschmacksstörungen
- Gelegentlich: Vasodilatation, Flush, lokale Schmerzen, Juckreiz, Hautreaktionen
- Selten: allergische oder pseudoallergische Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock
- nephrogene systemische Fibrose (NSF): einzelne Fälle bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz dokumentiert
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bzw. anderen Gadoliniumchelaten
- Schwere Niereninsuffizienz (eGFR < 30 mL/min/1,73 m²)
- Schwangerschaft und Stillzeit aufgrund mangelnder Untersuchungen
- Kinder und Jugendliche aufgrund mangelnder Untersuchungen