Fußentwicklung
Synonym: Ontogenese des Fußes
Englisch: development of the foot
Definition
Als Fußentwicklung versteht man den ontogenetischen Prozess, der zu einem vollständig entwickelten Fuß führt.
Die gesamte Ontogenese wird grundsätzlich in eine prä- und postnatale Phase unterteilt.
Pränatale Fußentwicklung
Zu Beginn der Embryonalentwicklung befindet sich der Fuß in einem planen Zustand und besitzt deshalb keine physiologische Fußwölbung.
An der Übergangsstelle zwischen Embryonalzeit und Fetalzeit kann man schon einen 5-strahligen Fußaufbau erkennen. Als Besonderheit entwickelt sich in manchen Fällen ein zusätzlicher 6. Strahl an der Stelle des Os cuneiforme mediale. An ihm kann man manchmal noch die zwei urspünglich vorhandenen Gelenkflächen erkennen und, dass er eigentlich aus zwei miteinander verschmolzenen Knochen besteht. Aufgrund dessen kann sich in seltenen Fällen ein sog. Prähallux entwickeln.
Während der Entwicklungszeit im Mutterleib durchläuft die Fußplatte einen Knick nach tibial. Dieses Abknicken um 90° kann auch als "Tibialversion" bezeichnet werden.
Die ursprünglich nebeneinander liegenden zwei Knochen, Talus und Calcaneus, geraten aufgrund dieses Abknickens untereinander, so dass der Calcaneus unterhalb zu liegen kommt. Als Folge entsteht das obere Sprunggelenk, das aus der Malleolengabel und dem Talus als Gelenkkörper besteht. Der übrige Fuß befindet sich zu diesem Zeitpunkt immer noch in einem planen Zustand, sodass man mit diesem fetalen Fuß nur auf dem Calcaneus und dem 5. Fußstrahl gehen würde (ähnlich dem Gorilla oder Schimpanse).
Im weiteren Verlauf durchläuft der menschliche Fuß (ebenso bei einem Elefanten) eine Torsion um erneute 90° Grad. Hierbei wird der mediale Strahl um die besagten 90° über dem lateralen Zehenstrahl nach innen torquiert, sodass eine Verdrillung des Fußes ensteht. Eine solche Torsion geht immer mit entstehenden Spannungen einher, sodass diese Kräfte durch Bänder gehalten und mithilfe von Muskeln verformt werden müssen.
Die hier wirkenden Muskeln können diese enstandene Torsion entweder aufheben oder auch verstärken, sodass die späteren Pro- und Supinationsbewegungen ermöglicht werden:
- Aufhebung der Torsion: Pronation (Bewegungsausmaß: 60°)
- Verstärkung der Torsion: Supination (Bewegungsausmaß: 15-30°)
Postnatale Fußentwicklung
Die in der Fetalzeit beginnende Fußverdrehung ist ein Entwicklungsprozess, der verhältnismäßig lange andauert und weit über die Geburt hinweg verläuft. Bei einem Neugeborenen etwa ist dieses Einschwenken des Calcaneus unter den Talus noch nicht vollständig abgeschlossen, weshalb Kleinkinder einen funktionellen Plattfuß besitzen. Aufgrund der unvollständigen Supination steht der kindliche Fuß in einer permanenten Pronationsstellung, die keinen Krankheitswert besitzt. Somit kann man erst beim adulten Fuß einen vollständig eingeschwenkten Calcaneus beobachten.
Der mit der Pubertät einhergehende Wachstumsschub bedingt ein annäherndes Zusammenfallen des gesamten Fußsystems, da hier die Mittelfußknochen und die Zehen verhältnismäßig weit in die Länge wachsen. Daraus resultiert eine gewisse Instabilität des Fußes. Da lange Knochen bekanntlich schneller wachsen als kurze, wird das gesamte Fußbild abgeflacht. Zusätzlich erfährt der Tuber calcanei ebenfalls einen Wachstumsschub, sodass alle Kinder in dieser Phase einen Platt- und Senkfuß aufweisen. Diese Fußkonstellationen sind jedoch normale Erscheinungen des Körperwachstums und sollten keinesfalls durch Schuheinlagen gestört werden. Diese könnten die Fußentwicklung maßgeblich beeinträchtigen und verhindern die korrekte Ausrichtung und Ausbildung des Bandapparats auf der Plantarseite des Fußes.
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