Francisella
Synonym: Francisellen
Definition
Als Francisella bezeichnet man eine Bakteriengattung innerhalb der Klasse der Gammaproteobacteria. Insbesondere der Spezies Francisella tularensis kommt große medizinische bzw. veterinärmedizinische Bedeutung zu.
Taxonomie
Die Gattung der Francisella gehört zur Familie der Francisellaceae (Ordnung Thiotrichales, Klasse Gammaproteobacteria). Sie umfasst vier Arten:
Gattungsmerkmale
Francisellen sind kleine (0,2 bis 0,7 x 0,2 bis 1,7 μm), gramnegative Stäbchenbakterien. Sie sind nicht sporenbildend und weisen eine kokkoide bis pleomorphe Form auf. Der Oxidasetest fällt negativ und der Katalasetest schwach positiv aus. Bei den pathogenen Arten ist die Widerstandsfähigkeit sehr hoch, wodurch sie nach der Ausscheidung für mehrere Wochen im Erdboden und Gewässern überleben können.
Anzüchtung
Die Anzucht von Francisellen ist anspruchsvoll. Für eine In-vitro-Kultivierung ist ein Zusatz an Cystin oder Cystein erforderlich (bei Francisella tularensis, Francisella noatunensis) oder zumindest hilfreich (bei Francisella hispaniensis, Francisella philomiragia). Geeignete Nährmedien sind:
- Cystin-Herz-Agar (mit Zusatz von Blut oder Hämoglobin)
- Glukose-Cystin-Herz-Agar
- Cystein-Herz-Agar
Die Bebrütung muss bei 35-37 °C unter aeroben Bedingungen durchgeführt werden, wobei Kolonien nach etwa zwei bis zehn Tagen erkennbar werden.
Erkrankungen
Francisella tularensis hat als Erreger der Tularämie eine große medizinische Bedeutung. Es handelt sich um eine Zoonose. Der Erreger konnte bei mindestens 125 Arten (inkl. Menschen) nachgewiesen werden. Besonders empfängliche Wirte sind Hasen- und Wühlmausarten, bei denen immer wieder verlustreiche Seuchenzüge auftreten. Der Erreger weist in ganz Europa mehrere große Enzootiegebiete auf, zu denen unter anderem Skandinavien, Westrussland, Tschechien und Teile Österreichs gehören.
Die Übertragung erfolgt durch die Berührung von infektiösem Material (z.B. Blut), Bisse, aerogen über Tröpfchen- bzw. Staubaerosole oder durch kontaminierte Lebensmittel bzw. Wasser. Menschen können sich z.B. beim Häuten von Feldhasen, staubigen Feldarbeiten oder durch den Verzehr von ungenügend erhitztem Fleisch infizieren. Eintrittspforten für den Erreger sind Hautläsionen, die Konjunktiven sowie die Schleimhäute des oberen Respirations- bzw. Verdauungstrakts.
Quellen
- Selbitz HJ, Truyen U, Valentin-Weigand P (Hrsg.). 2015. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart. ISBN: 978-3-8304-1262-5