Feline odontoklastische resorptive Läsion (Katze)
Synonym: FORL
Englisch: feline odontoclastic resorptive lesions
Definition
Als feline odontoklastische resorptive Läsion, kurz FORL, bezeichnet man eine häufig vorkommende und sehr schmerzhafte Erkrankung der Zähne der Katze.
Vorkommen
Ätiologie
Die Ätiologie der Erkrankung ist bislang (2020) noch ungeklärt. In der Pathogenese spielen veränderte Zellaktivitäten und eine Störung der Kalziumhomöostase eine entscheidende Rolle.
Pathogenese
Aktivierte Odontoklasten lösen als mehrkernige Riesenzellen Zahnhartgewebe auf. Dieser Prozess kann mit dem physiologischen Abbau von Knochen durch Osteoklasten verglichen werden und grundsätzlich in jedem Bereich des Prodontalapparates beginnen. Am häufigsten finden diese Abbauprozesse im Bereich der Schmelz-Zementgrenze statt. Neben den resorptiven Abbauprozessen von Zahnhartsubstanzen kommt es auch zu Reparationsprozessen mit Ablagerungen von osteoidem Ersatzgewebe in den Resorptionslakunen. Das hierbei zu den Resorptionlakunen benachbarte Dentin ist jedoch unverändert und zeigt auch keine Schutzreaktionen (z.B. in Form einer reaktiven Dentinbildung, vergleichbar bei Karies).
Die resorptiven Läsionen treten nur selten solitär auf, sodass davon ausgegangen werden kann, dass zum Zeitpunkt der Diagnose eines FORL-Zahnes bereits weitere Zähne initiale oder fortgeschrittene Zeichen eines resorptiven Defekts aufweisen. Die Ersatzresorption kann dabei die gesamte Wurzel betreffen - im Röntgenbild ist der originäre Wurzelverlauf dann nur noch schemenhaft zu erkennen. Die Resorptionsareale breiten sich dabei immer weiter in den Kronenbereich aus, was dazu führt, dass auch Defekte an der Krone klinisch erkennbar werden. Die Läsionen können hierbei unterschiedlich ausfallen. Neben kleinen zervikalen Veränderungen ist auch ein vollständiges Abbrechen der Krone möglich.
Formen
Anhand röntgenologischen Kriterien werden drei verschiedene Typen von resorptiven Läsionen unterschieden:
FORL Typ 1
Die FORL Typ 1 wird häufig in Verbindung mit entzündlichen parodontalen Erkrankungen beobachtet. Im Röntgenbild zeigen sich transluzente Areale, die infolge von Osteolyse und Wurzelresorptionen entstehen. Bei dieser Form kommt es zu keinen Ankylosen zwischen Zahnwurzel und Alveolarknochen und es sind auch keine Remodellationen erkennbar. Stattdessen können in den Resorptionsarealen Granulationsgewebe und Entzündungszellen gefunden werden.
FORL Typ 2
Die FORL Typ 2 entsteht primär - ohne, dass es zuvor zu entzündlichen parodontalen Prozessen gekommen ist. Bei den betroffenen Zähnen ist der Parodontalspalt überbrückt und es sind ankylotische Verbindungen zwischen Zahnwurzelarealen und Alveolarknochen nachweisbar. In den Resorptionsarealen befindet sich osteoides Ersatzgewebe als Zeichen verloren gegangener Zahnhartsubstanzen. Der Zahn verschmilzt nahezu mit dem umgebenden Knochen, wobei es aber zu keinen osteolytischen Prozessen kommt.
FORL Typ 3
Als FORL Typ 3 bezeichnet man eine Kombination von Veränderungen von Typ 1 und Typ 2 an demselben Zahn.
Klinik
Die FORL fällt aufgrund des Schmerzempfindens der Katze meist erst sehr spät auf. Klinisch tritt die Erkrankung durch verminderte Futteraufnahme aufgrund von Schmerzen, einseitigem Kauen, vermehrtem Speicheln (Hypersalivation), Kopfschütteln oder Zähneknirschen in Erscheinung.
Je nachdem wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und welche Zähne betroffen sind, können zusätzliche Symptome beobachtet werden. Kommt es zu Kronenfrakturen, infizieren die in der Maulhöhlenflora befindlichen Bakterien die Pulpa, sodass in weiterer Folge auch zusätzliche osteolytische Prozesse im apikalen Grenzbereich entstehen. Die Tiere leiden dann zusätzlich an einseitigem Nasenausfluss.
Diagnose
Die FORL kann nur unter Zuhilfenahme von Zahnröntgenaufnahmen diagnostiziert werden. Hier zeigen sich die charakteristischen resorptiven Läsionen, die sich vermehrt auf die Zahnwurzeln konzentrieren. Das umliegende Knochengewebe ist osteolytisch angegriffen, wobei andere Areale wieder durch knochenartige Ersatzresorptionen gekennzeichnet sind.
Therapie
Da betroffene Zähne nicht mehr korrigiert werden können und die Erkrankung nicht gestoppt werden kann, besteht die Therapie in der Entfernung aller FORL-Zähne.
Da Typ-2-betroffene FORL-Zähne ankylotisch mit dem Alveolarknochen in Verbindung stehen, können diese Zähne nur im Rahmen einer chirurgische Extraktion entfernt werden. Nachdem ein Zahnfleischrandschnitt durchgeführt und die bukkale Mukosa abgeklappt wurde, ist eine bukkale Osteotomie vorzunehmen, um die Zahnwurzeln frei legen zu können. Mehrwurzlige Zähne werden unter Zuhilfenahme von Bohrern in einzelne Wurzelfragmente zerteilt, mittels Elevatoren und Luxatoren gelockert und dann einzeln extrahiert. Nicht entfernbare Anteile müssen mittels Fräser ausgeschliffen und deren vollständige Entfernung röntgenologisch nachkontrolliert werden. Anschließend kann der bukkale Schleimhautlappen über die Alveole gezogen und palatinal bzw. lingual vernäht werden.
Bei FORL-Typ-2-Zähnen kann bei fortgeschrittener osteoider Ersatzresorption der Wurzeln alternativ auch eine Kronenamputation durchgeführt werden. Hier ist vorab ebenfalls eine Lappenpräparation und Osteotomie durchzuführen, damit die Krone im zervikalen Wurzeldrittel abgesetzt und die Schleimhaut darüber geschlossen werden kann. Bei FORL-Typ-1-Zähnen hingegen müssen aufgrund der entzündlichen Komponente alle Zahnanteile vollständig entfernt werden.
Literatur
- Eickhoff M, Röcken F. Krankheiten von Mundhöhle, Kiefer und Zähnen. In: Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeite und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. 647-669.
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