Kreatinin-Clearance
Synonym: Creatinin-Clearance, endogene Kreatinin-Clearance
Definition
Die Kreatinin-Clearance ist das gebräuchlichste klinische Clearance-Verfahren zur Beurteilung der Nierenfunktion. Sie erlaubt unter Berücksichtigung möglicher Verfälschungen einen relativ genauen Rückschluss auf die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), den wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die Kreatinin-Clearance ist neben der Bestimmung der Retentionswerte ein wichtiges diagnostisches Werkzeug zur Erfassung einer Niereninsuffizienz.
Indikation
Die Bestimmung der Kreatinin-Clearance ist bei einer Reihe von Funktionsuntersuchungen der Niere indiziert, unter anderem unter den folgenden Indikationsstellungen:
- Kontrolle der glomerulären Filtrationsrate
- Erfassung von Nierenfunktionsstörungen, insbesondere frühen Stadien einer Niereninsuffizienz
- Abklärung grenzwertiger Kreatinin-Werte im Serum.
- Bei Diabetes mellitus, Hypertonie, Urolithiasis und Gicht zur Prüfung der Nierenfunktion bei unauffälligen Retentionswerten
- Kontrolle bei Applikation nephrotoxischer Medikamente (z.B. Aminoglykosid-Antibiotika)
Durchführung
Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance werden folgende Parameter benötigt:
- Die Kreatinin-Konzentration im Blutserum (Bestimmung des Serumkreatinins)
- Die Kreatinin-Konzentration im Urin, (Urinkreatinin, ermittelt aus Sammelurin)
- Das Volumen des Sammelurins zur Ermittlung des Harnzeitvolumens in ml/min
- Körpergröße
- Körpergewicht
- Der Korrekturfaktor F, bezogen auf 1,73m2 der Körperoberfläche, berechnet als
F = 1,73m2/Körperoberfläche
Die Sammelzeit wird üblicherweise mit 24 h angenommen, bei verkürzter Sammelperiode muss das Ergebnis entsprechend korrigiert werden. Während dieser Zeit sollte eine ausreichende Trinkmenge gewährleistet sein (1,5–2 l pro Tag).
Bei Vorliegen dieser Parameter kann mit Hilfe einer Formel die Kreatinin-Clearance berechnet werden.
Berechnung der Kreatinin-Clearance |
---|
* ClKr = VU x c(Cr)U / c(Cr)Plasma x F |
ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min VU entspricht dem Harnzeitvolumen |
Das führt dann zu der folgenden Formel:[1] |
* ClKr = VU x [c(Cr)U x 1,73] / [c(Cr)Plasma x SD x KO] |
ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min VU entspricht dem Harnzeitvolumen in ml |
Die Kreatinin-Clearance ist eine intensive Größe, obwohl die traditionell verwendete Maßeinheit (ml/min) suggeriert, als handele es sich um eine extensive Größe. Eigentlich ist die Berechnung auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2 kalibriert. Es ist daher korrekter, die Clearance in "ml/min bei 1,73 m2" anzugeben, falls man nicht, wie in der obigen Formel, die tatsächliche Körperoberfläche als Korrekturfaktor mit einbezieht.
Referenzbereich
Der Referenzbereich für die Kreatinin-Clearance ist unter anderem abhängig vom Geschlecht, vom Lebensalter und von der Körperoberfläche. Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2.
Geschlecht | Alter | Referenzbereich (ml/min) |
---|---|---|
Männer | 25 | 95-140 |
50 | 70-115 | |
75 | 50-80 | |
Frauen | 25 | 70-110 |
50 | 50-100 | |
75 | 35-60 |
Alter | Referenzbereich (ml/min) |
---|---|
1-2 Wochen | 25-35 |
3-8 Wochen | 25-55 |
3-12 Monate | 35-80 |
ab 12 Monate | >90 |
Interpretation
- Erniedrigte Werte deuten auf eine verminderte glomeruläre Filtration beispielsweise bei akuter oder chronischer Niereninsuffizienz hin.
- Erhöhte Werte liegen bei glomerulärer Hyperperfusion vor, z.B. in der Frühphase eines Diabetes mellitus oder in der Schwangerschaft.
Unzulänglichkeiten
Die Kreatinin-Clearance erfasst die Clearance des im Organismus selbst gebildeten Kreatinins, daher auch die Bezeichnung "endogene Kreatinin-Clearance". Die Menge des Kreatinins ist aber Schwankungen unterworfen. Eine hohe Proteinzufuhr, ein Abbau von Muskelmasse oder ein unausgeglichener Wasserhaushalt können die Ergebnisse der Kreatinin-Clearance verfälschen.
In solchen Fällen ist es erforderlich, die aufwändigere aber dafür auch genauere Inulin-Clearance zu bestimmen. Als neuere Methode steht die Iohexol-Clearance zur Verfügung. Iohexol ist eigentlich ein Röntgenkontrastmittel.
Eine wesentliche Fehlerquelle der endogenen Kreatinin-Clearance ist die Urinsammlung. Es gibt deshalb Vorschläge, statt dieses Parameters besser andere Schätzgleichungen heranzuziehen, zum Beispiel die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) auf Basis von Cystatin C. Diese kann auch mit der eGFR auf Basis des Serumkreatinins kombiniert werden.
um diese Funktion zu nutzen.