Verzögerte Druckurtikaria
Englisch: delayed pressure urticaria
Definition
Die verzögerte Druckurtikaria ist eine Sonderform der chronischen induzierbaren Urtikaria und der physikalischen Urtikaria.
Epidemiologie
Die verzögerte Druckurtikaria tritt insbesondere bei Männern mittleren Alters auf. Fälle im Kindesalter sind eine Rarität. Sie kann mit einer chronischen spontanen Urtikaria oder einer Urticaria factitia kombiniert auftreten.
Klinik
Bei der verzögerten Druckurtikaria treten 4 bis 8 Stunden nach vertikalem Druck, Stoß oder Schlag an den exponierten Stellen schmerzhafte, wenig juckende, histaminvermittelte, tief liegende Quaddeln bzw. Schwellungen auf. Sie können bis zu 2 Tagen bestehen bleiben. Das Angioödem verursacht bei seitlichem Druck ein Orangenhautphänomen.
Typische Lokalisationen sind:
- Handinnenflächen (nach längerem Fahrradfahren)
- Fußsohlen (nach längerem Laufen)
- Hüften und Schultern (Tragen von Taschen)
- Haut unter BH-Trägern bzw. Gürteln
Aufgrund des zeitlich verzögerten Auftretens ist ein kausaler Zusammenhang zwischen den Auslösern und den Symptomen häufig initial nicht erkennbar. Mögliche Begleitsymptome sind:
Diagnostik
Die verzögerte Druckurtikaria wird durch standardisierte Provokationstestung diagnostiziert: Dabei wird durch entsprechende Zylinder eine Gewichtsbelastung von 0,1 - 1,5 kg/cm2 Haut für je 10 Minunten in unterschiedlichen Arealen durchgeführt. Anschließend erfolgt eine Ablesung nach 0,5, 3, 6 und 24 Stunden. Eine positive Reaktion ist definiert durch Schwellungen in mindestens einem Testareal bei verzögerter Reaktion von 3 bis 24 Stunden.
In einigen Fällen kann eine Biopsie aus einer induzierten Quaddeln sinnvoll sein, z.B. zur Abgrenzung einer Urtikariavaskulitis. Dabei zeigen frühe Läsionen (< 5 Stunden) ein neutrophiles und eosinophiles Infiltrat, spätere Läsionen (> 12 Stunden) eher Lymphozyten und Eosinophile.
Differenzialdiagnosen
Eine verzögerte Druckurtikaria ist von einer chronischen spontanen Urtikaria abzugrenzen, bei der Quaddeln nicht nur spontan, sondern auch druckassoziiert auftreten können. Dabei kommt es jedoch innerhalb von 30 Minuten nach Drucktestung zur urtikariellen Reaktion.
Therapie
Bei der verzögerten Druckurtikaria sollten, falls möglich, potenzielle Auslöser vermieden werden. Außerdem kommen H1-Rezeptorantagonisten zur Anwendung, meist jedoch ohne Effekt. Einige Patienten profitieren von Glukokortikoiden, die jedoch nur kurzfristig verabreicht werden. Weitere mögliche Therapieansätze sind Dapson, Methotrexat, Montelukast, Ketotifen mit Nimesulid, Sulfasalazin und Omalizumab.
Prognose
Die mittlere Krankheitsdauer der verzögerten Druckurtikaria beträgt 6 bis 9 Jahre.
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