Diskonnektionssyndrom
Synonym: Leitungsstörung
Englisch: disconnection syndrome
Definition
Diskonnektionssyndrome sind neurologische Ausfälle, die nicht durch Störungen der kortikalen Assoziationszentren, sondern durch Unterbrechung der Assoziationsfasern (Bahnen) zwischen den Hirnzentren bedingt sind. Ihre Auswirkungen sind durch den Ort der Läsion bestimmt. Die einzelnen Regionen behalten ihre Funktionalität ausgenommen denjenigen, welche die Verbindung zwischen beiden Regionen benötigen.
Einteilung
Man unterscheidet inter- und intrahemisphärische Diskonnektionen.
Interhemisphärische Diskonnektion
Aphasie, Agnosie, Apraxie, Alexie und weitere Symptome werden nicht durch eine direkte Schädigung von Kortexarealen verursacht, sondern durch eine Diskonnektion. Einseitig auftretende Symptome werden als hemisphärische Diskonnektionen bezeichnet. Ihre Ursache liegt in der Unterbrechung oder Verminderung von interhemisphärischen Assoziations- bzw. Kommissurfasern.
Beispielsweise führt eine chirurgische, neoplastische oder ischämische Schädigung des Corpus callosum oder der angrenzenden Strukturen zu linksseitiger Apraxie, Agraphie und/oder taktiler Anomie. Ein weiteres Beispiel ist die Callosotomie oder die Kommissurotomie.
Sensomotorische Auswirkungen
- Geruchssinn: Die Riechbahn verläuft im Wesentlichen ungekreuzt, d.h. olfaktorische Eindrücke der rechten Nasenhälfte gelangen in die rechte Hemisphäre, Eindrücke der linken Nasenhälfte in die linke Hemisphäre. Bei Schädigung der Commissura anterior ist es einem Patienten nicht möglich, rechtsseitig wahrgenommene Gerüche zu benennen, da die Steuerung der Sprache (Broca-Areal) von der linken Gehirnhälfte übernommen wird.
- Sehen: Die nasalen Anteile des Sehfelds kreuzen im Chiasma opticum auf die Gegenseite. Ein Patient mit Kommissurotomie kann Gegenstände im linken Sehfeld nicht benennen, da die visuelle Information in der rechten Hemisphäre landet und von dort keine Verbindung zum Sprachzentrum besteht.
- Sensorik: Bei Diskonnektion werden die somatosensorischen Funktionen beider Körperhälften voneinander unabhängig. Beispielsweise kann ein Patient mit verbundenen Augen ein Objekt, das er mit der linken Hand erfühlt hat, nicht mit der rechten Hand in einer Auswahl von Objekten wiederfinden.
- Hören: Die meisten auditiven Information gelangen hauptsächlich in ein Ohr, jedoch erhält das gegenüberliegende Ohr auch einen Teil der Informationen. Deswegen hat hier eine Diskonnektion im Vergleich zu den anderen Systemen geringere Auswirkungen. Jedoch haben Studien gezeigt, das einzelne Personen mit Diskonnektion der Hemisphären dann nur noch auf der rechten Seite hören.
- Motorik: Apraxie und Agraphie können auftreten, wenn z.B. die linke Hand Anweisungen zu Bewegungen oder Schreiben aus der rechten Hemisphäre benötigt.
Intrahemisphärische Diskonnektion
Auf eine Hemisphäre begrenzte Leitungsstörungen betreffen Fasern, welche verschiedene Assoziationsfelder derselben Hemisphäre miteinander verbinden. Beispiele für Störungen sind die Ideomotorische Apraxie, die Leitungsaphasie und Transkortikale Aphasie.
Literatur
- Trepel M.: Neuroanatomie - Struktur und Funktion, 8. Auflage, Elsevier, 2022
- Lexikon der Neurowissenschaft (spektrum.de) - Leitungsstörung - Abgerufen am 06.04.2023
- Wikipedia - Dysconnection syndrome - Abgerufen am 06.04.2023
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