Chiasma opticum
von altgriechisch: χίασμα ("chiasma") - Kreuzung
Synonym: Sehnervenkreuzung
Englisch: optic chiasm, optic chiasma
Definition
Das Chiasma opticum ist die Kreuzungsstelle der nasalen rechten und linken Sehnervenfasern.
Anatomie
Topografie
Das Chiasma opticum liegt in der Fossa cranii media (mittlere Schädelgrube) im Sulcus chiasmatis des Keilbeins (Os sphenoidale). In unmittelbarer Nähe treffen der Boden und die Vorderwand des 3. Hirnventrikels aufeinander. Kaudal des Chiasmas liegt die Sella turcica mit der Hypophyse und dorsal der Hypophysenstiel.
Neuroanatomie
Beim Chiasma opticum handelt es sich nur um eine teilweise Überkreuzung der Nervenfasern des Sehnervs.
Die Nervenzellfortsätze (Axone), die von der linken Hälfte der beiden Netzhäute kommen, werden über den Thalamus in die linke Gehirnhälfte geführt:
- Die Nervenfasern aus dem nasal gelegenem Retinaabschnitt des rechten Auges, welche das temporale rechte Gesichtsfeld repräsentieren, wechseln im Chiasma opticum auf die Gegenseite, d.h. nach links.
- Die Nervenfasern aus dem temporal gelegenem Retinaabschnitt des linken Auges, welche das nasale linke Gesichtsfeld repräsentieren, bleiben auf der linken Seite.
Auf der Gegenseite verhält sich der Faserverlauf genau spiegelverkehrt: Die Nervenzellfortsätze (Axone), die von der rechten Seite beider Netzhäute kommen, werden in die rechte Gehirnhälfte geführt:
- Die Nervenfasern aus dem nasal gelegenem Retinaabschnitt des linken Auges, welche das temporale linke Gesichtsfeld repräsentieren, wechseln im Chiasma opticum auf die Gegenseite, d.h. nach rechts.
- Die Nervenfasern aus dem temporal gelegenem Retinaabschnitt des rechten Auges, welche das nasale rechte Gesichtsfeld repräsentieren, bleiben auf der rechten Seite.
Physiologie
Das Chiasma opticum ist ein wichtiger Abschnitt der Sehbahn. Durch die partielle Überkreuzung der Sehnerven verarbeitet die rechte Großhirnhemisphäre nur optische Reize der linken Gesichtsfeldhälfte und die linke Hemisphäre nur optische Reize der rechten Gesichtsfeldhälfte.
Klinik
Läsionen des Chiasma opticum können eine bitemporale Hemianopsie auslösen. Diese Erkrankung ist auch als "Scheuklappenblindheit" bekannt und geht mit dem Ausfall beider temporalen Gesichtsfelder einher. Grund dafür ist die Kreuzung der nasal liegenden Faserabschnitte des Nervus opticus im Chiasma opticum, welche die temporalen Gesichtsfelder repräsentieren.
Podcast
Bildquelle
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