Herzinsuffizienz vom HFpEF-Typ
Synonyme: diastolische Herzinsuffizienz, Herzinsuffizienz mit erhaltener systolischer linksventrikulärer Funktion
Englisch: heart failure with preserved ejection fraction
Definition
Unter einer Herzinsuffizienz vom HFpEF-Typ, kurz HFpEF, versteht man eine Herzinsuffizienz bei Erhalt der linksventrikulären Ejektionsfraktion.
Hintergrund
Die European Society of Cardiology (ESC) teilt die Herzinsuffizienz (HF) nach der Ejektionsfraktion in drei Typen ein:[1]
- HF mit erhaltener ("preserved") Ejektionsfraktion (HFpEF): LVEF ≥ 50 %
- HF mit mäßig reduzierter Ejektionsfraktion (HFmrEF): LVEF 41–49 %
- HF mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF): LVEF ≤ 40 %
Die Wahrscheinlichkeit für eine HFpEF lässt sich mithilfe des H2FPEF-Scores eingrenzen.
Epidemiologie
Die HFpEF ist die häufigste Art von Herzinsuffizienz bei älteren Menschen und betrifft vor allem Frauen. Die Prävalenz steigt mit dem Alter an.[2]
Pathophysiologie
Die HFpEF ist ein komplexes Syndrom mit multiplen pathophysiologischen Konsequenzen, die nicht bei allen Patienten in gleichen Ausmaßen vorhanden sein müssen. Ein grundlegendes Merkmal ist eine Versteifung des linken Ventrikels, die zu erhöhten enddiastolischen Drücken und infolgedessen zu einer inadäquaten Füllung des Ventrikels führt.[2]
Vereinfachte Darstellung der HFpEF. Normale Ventrikelaktion als weiße Silhouette
Klinik
Die Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion äußert sich mit einer ähnlichen Symptomatik wie die klassische Herzinsuffizienz. Zu den Symptomen zählen:[1]
Bei rund 80 % der HFpEF-Patienten lässt sich eine postkapilläre pulmonale Hypertonie (PH) feststellen, die mit einer erhöhten Mortalität assoziert ist.[2]
Diagnostik
Für die Diagnose von HFpEF bedarf es folgender Kriterien:[1]
- Klinische Symptomatik einer Herzinsuffizienz (z.B. Dyspnoe, Beinödeme, verminderte Leistungsfähigkeit)
- Erhaltene LVEF (≥ 50 %)
- Objektiver Nachweis von strukturellen, serologischen und funktionellen Störungen des Herzens, die mit einer linksventrikulären diastolischen Störung vereinbar sind, z.B.:
- Serologie: erhöhtes NT-proBNP, > 125 pg/ml bei Sinusrhythmus beziehungsweise > 365 pg/ml bei Vorhofflimmern
- Echokardiografie:
- konzentrische linksventrikuläre Hypertrophie
- Vergrößerung des linken Vorhofs mit erhöhtem Volumenindex (> 34 ml/m2)
- Doppler-E/E'-Quotient > 9
Bei unklarer Diagnostik wird eine invasive hämodynamische Messung mittels Rechtsherzkatheter durchgeführt. Hierbei lässt sich eine HFpEF bei einem Lungenkapillaren-Verschlussdruck von ≥ 15 mmHg oder linksventrikulären enddiastolischen Druck von ≥ 16 mmHg bestätigen.[3]
Therapie
Die ESC-Guidelines von 2021 zur akuten und chronischen Herzinsuffizienz führen noch keine Therapiemöglichkeiten an, die sich positiv auf die Mortalität bei Patienten mit HFpEF auswirken könnten.[1]
Seit Veröffentlichung dieser Guidelines haben sich vor allem SGLT-2-Hemmer als vielversprechende Kandidaten für die Therapie von HFpEF herauskristallisiert.[4][5] Eine klinische Studie zur Wirksamkeit von Empagliflozin bei HFpEF-Patienten zeigte eine signifikante Reduktion der Mortalität und Hospitalisierung.[5] Eine weitere klinische Studie mit Dapaglifozin konnte ein reduziertes Risiko für eine Hospitalisierung sowie den kardiovaskulären Tod bei Patienten mit HFpEF oder HFmrEF nachweisen.[4] Die neueren Leitlinien der American Heart Association (AHA) von 2022 empfehlen entsprechend eine Therapie mit einem SGLT-2-Inhibitor (Empfehlungsgrad 2a).
Patienten, die vormals eine reduzierte, inzwischen jedoch verbesserte bis normalisierte Pumpfunktion haben, werden nicht als HFpEF-, sondern weiterhin als HFrEF-Patienten geführt. In dieser Subgruppe soll die leitliniengerechte Therapie fortgeführt werden, die in der HFrEF-Phase initiiert wurde.[6]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 McDonagh et al. 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. European Heart Journal 2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Duque et al. Heart failure with preserved ejection fraction in the elderly: pathophysiology, diagnostic and therapeutic approach Journal of Geriatric Cardiology 2019
- ↑ Pieske et al. How to diagnose heart failure with preserved ejection fraction: the HFA-PEFF diagnostic algorithm: a consensus recommendation from the Heart Failure Association (HFA) of the European Society of Cardiology (ESC) European Heart Journal 2019
- ↑ 4,0 4,1 Solomon SD, McMurray JJV, Claggett B, de Boer RA, DeMets D, Hernandez AF, Inzucchi SE, Kosiborod MN, Lam CSP, Martinez F, Shah SJ, Desai AS, Jhund PS, Belohlavek J, Chiang CE, Borleffs CJW, Comin-Colet J, Dobreanu D, Drozdz J, Fang JC, Alcocer-Gamba MA, Al Habeeb W, Han Y, Cabrera Honorio JW, Janssens SP, Katova T, Kitakaze M, Merkely B, O'Meara E, Saraiva JFK, Tereshchenko SN, Thierer J, Vaduganathan M, Vardeny O, Verma S, Pham VN, Wilderäng U, Zaozerska N, Bachus E, Lindholm D, Petersson M, Langkilde AM; DELIVER Trial Committees and Investigators. Dapagliflozin in Heart Failure with Mildly Reduced or Preserved Ejection Fraction. N Engl J Med. 2022 Sep 22;387(12):1089-1098. doi: 10.1056/NEJMoa2206286. Epub 2022 Aug 27. PMID: 36027570.
- ↑ 5,0 5,1 Anker et al. Empagliflozin in Heart Failure with a Preserved Ejection Fraction New England Journal of Medicine 2021
- ↑ Guideline for the Management of Heart Failure, American Heart Association, 2022
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