Diabetische Mastopathie
Englisch: diabetic mastopathy
Definition
Die diabetische Mastopathie ist eine seltene, gutartige Veränderung des Brustgewebes bei langjährig bestehendem Diabetes mellitus.
Epidemiologie
Die Erkrankung betrifft vor allem Frauen mit schlecht eingestelltem Diabetes mellitus Typ 1 und langer Krankheitsdauer. Häufig bestehen gleichzeitig diabetische Spätkomplikationen wie Retino- oder Nephropathie. Fälle bei Diabetes mellitus Typ 2 wurden ebenfalls beschrieben, sind aber deutlich seltener. Das durchschnittliche Manifestationsalter liegt zwischen 30 und 50 Jahren. In Einzelfällen wurde die Erkrankung auch bei Männern beschrieben.
Pathogenese
Die genaue Ursache ist bisher (2025) nicht abschließend geklärt. Diskutiert werden z.B.:
- chronische Hyperglykämie und Glykierung, die zu vermehrter Kollagenquellung und -vernetzung im Bindegewebe führen
- autoimmunvermittelte Prozesse und Überschneidungen mit anderen Autoimmunerkrankungen
- Überaktivität von Fibroblasten mit vermehrter Kollagenproduktion und Fibrosierung
Klinik
Charakteristisch ist ein hartes, narbenartig verdichtetes Brustgewebe, das sich typischerweise in Form derber, meist schmerzloser und schlecht verschiebbarer Knoten präsentiert. Die Befunde treten meist beidseitig auf, können jedoch auch einseitig vorkommen. Hautveränderungen fehlen in der Regel, die axillären Lymphknoten bleiben meist unauffällig. Da das klinische Bild häufig einem malignen Prozess ähnelt, erfolgt zur sicheren Abklärung oft eine pathohistologische Untersuchung.
Diagnostik
Bildgebung
Bildgebende Verfahren zeigen häufig unspezifische Veränderungen. In der Sonographie fallen meist unregelmäßige, echoarme Strukturen mit dorsaler Schallauslöschung auf.
Da weder Mammographie noch Ultraschall verlässliche Diagnosekriterien bieten, bleibt die Bildgebung ein wichtiges Ausschlussinstrument, jedoch ohne sichere Differenzierung zum Mammakarzinom.
Pathohistologie
Histologisch zeigt die diabetische Mastopathie eine dichte, keloidartige Stromafibrose mit perivaskulären und periduktalen lymphozytären Infiltraten. Die epithelialen Strukturen bleiben dabei meist unauffällig, es finden sich keine malignen Zellveränderungen. Zur Diagnosesicherung genügt in der Regel eine Stanzbiopsie.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen sind z.B.:
- Mammakarzinom
- Sklerosierende Adenose
- Fibroadenom
- Lymphozytäre Mastitis anderer Genese
Therapie
Da die diabetische Mastopathie gutartig ist, steht ein zurückhaltendes Vorgehen im Vordergrund. Nach gesicherter Diagnose wird i.d.R. keine spezifische Therapie benötigt.
Eine Exzision kann bei hohem Leidensdruck erwogen werden, wird jedoch wegen hoher Rezidivrate und fehlendem malignem Potenzial nicht routinemäßig empfohlen. Außerdem erschwert Narbengewebe die spätere Bildgebung.
Wichtig sind regelmäßige klinische und bildgebende Kontrollen, Optimierung der Blutzuckereinstellung sowie umfassende Patientenaufklärung.
Prognose
Die Erkrankung ist nicht mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko assoziiert. Rezidive sind möglich, besonders nach chirurgischen Eingriffen. Bei stabiler Stoffwechseleinstellung bleibt der Befund häufig über Jahre unverändert.
Literatur
- Peters F: Gutartige Erkrankungen der Brust. Teil I: Mastopathischer Formenkreis. Gynäkologe, 2008