Degenerative Myeloenzephalopathie (Pferd)
Synonym: Equine degenerative Myeloenzephalopathie, EDM
Englisch: degenerative myeloencephalopathy
Definition
Als degenerative Myeloenzephalopathie bezeichnet man eine degenerative Erkrankung im Rückenmark und Hirnstamm des Pferdes.
Ätiologie
Die Ätiologie ist zurzeit (2021) noch nicht vollständig geklärt. Ein Zusammenhang mit einem Vitamin-E-Mangel wird vermutet. Zusätzlich scheinen familiäre Prädispositionen bei Vollblütern, Trabern und Haflingern zu exisiteren.
Pathogenese
Fohlen, die keinen Zugang zu frischem Gras haben, sind häufiger betroffen. Die Erkrankung tritt daher insbesondere bei Tieren unter 2 Jahren auf, wobei aber auch Einzelfälle bei bis zu 12-jährigen Pferden beschrieben wurden. Außerdem soll eine Exposition mit Insektiziden und Holzschutzmitteln das Ausbrechen einer degenerativen Myeloenzephalopathie begünstigen.
Histopathologisch kommt es zu degenerativen Veränderungen an Axonen im Rückenmark und im Hirnstamm.
Klinik
Mögliche klinische Symptome sind unter anderem:
- symmetrisch-progrediente spinale Ataxie
- Parese mit Hypermetrie aller vier Extremitäten
- herabgesetzter Slap-Test und Pannikulusreflex
- propriozeptive Defizite
- Festliegen
Diagnostik
Am lebenden Tier kann nur eine Verdachtsdiagnose basierend auf der Nationalen, der Anamnese, der allgemeinen klinischen Untersuchung und der neurologischen Untersuchung geäußert werden. Niedrige Vitamin-E-Werte im Serum unterstützen die Diagnosefindung.
Post mortem kann die Diagnose durch eine histopathologische Untersuchung gesichert werden. Typisch sind unter anderem eine neuronale Dystrophie im Rückenmark und in zentralen Kernen (z.B. Nucleus gracilis und Nucleus cuneatus).
Therapie
Parenterale Gaben von Vitamin E verbessern den Verlauf der Erkrankung. Eine tägliche orale Verabreichung in hohen Dosen bis zum vollendeten dritten Lebensjahr (6.000 IU/kg KM/Tag) kann das klinische Erscheinungsbild positiv beeinflussen. Zu einer vollständigen Ausheilung kommt es allerdings selten.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
In Gebieten, in denen dieses Problem gehäuft auftritt, wird eine prophylaktische Gabe von hohen Dosen Vitamin E während der ersten Lebenswochen empfohlen.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Sonja Berger. Neuromuskuläre Erkrankungen beim Pferd: eine retrospektive Studie der Jahre 1997 - 2007. Teil 2: equine Herpesvirus-Myeloenzephalopathie, equine Motor-Neuronen Erkrankung, equine degenerative Myeloenzephalopathie. EDM (aufgerufen am 04.08.2021)