Conchotomie
von altgriechisch: κόγχη (kónkhē) - Muschel, τομή (tomē) - das Schneiden
Synonyme: Muschelreduktion, Nasenmuschelverkleinerung
Englisch: turbinectomy
Definition
Als Conchotomie bezeichnet man Maßnahmen zur (chirurgischen) Verkleinerung von vergrößerten Nasenmuscheln (Conchae nasales).
Nomenklatur
Es gibt zahlreiche chirurgische Möglichkeiten der Nasenmuschelverkleinerung und eine noch größere Vielzahl an Bezeichnungen der verschiedenen Techniken.
Im Allgemeinen versteht man unter Conchotomie, Mukotomie oder Conchomukotomie Maßnahmen, bei denen überstehende Schleimhautlappen der unteren Nasenmuschel abgetragen werden, um die Atmung zu erleichtern.
Der Begriff Conchotomie heißt wörtlich eigentlich Zurechtschneiden einer Nasenmuschel. In der Regel wird aber meist nur die Schleimhaut abgetragen; passender wäre demnach in den meisten Fällen der Begriff "Mukotomie". In manchen Fällen kann es aber nötig sein, dass tatsächlich auch Teile der Concha nasalis inferior bzw. des Os turbinale reseziert werden müssen.
Indikation
Chronisch behinderte Nasenatmung ist ein sehr weit verbreitetes Problem in der HNO-Praxis. Sie wird sehr häufig durch vergrößerte Nasenmuscheln, in der Regel die untere und gleichzeitig größte Nasenmuschel (Concha nasalis inferior) verursacht - meist infolge einer allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) oder einer vasomotorischen Rhinitis (nicht allergische, nicht infektöse Reaktion des autonomen Nervensystems in der Nase).
Bei längerem Bestehen der Nasenatmungsbehinderung kann es neben einer Reduzierung des Allgemeinbefindens zur Schleimhautaustrocknung bei sekundärer Mundatmung kommen, was die Anfälligkeit für Infekte erhöht.
Wenn konservative Therapiemaßnahmen keine dauerhafte Besserung bringen, ist eine chirurgische Behandlung angezeigt.
Einteilung
Man unterscheidet nach dem Umfang der Gewebeentfernung:
- partielle Conchektomie: teilweise Entfernung einer Nasenmuschel
- komplette Conchektomie: komplette Entfernung einer Nasenmuschel
Techniken
Für die Conchotomie werden verschiedene Techniken verwendet. Die jeweiligen Angaben zur Erfolgsrate sind nur eingeschränkt aussagefähig, da unterschiediche Nachbeobachtungszeiträume angesetzt werden und das Kriterium "Erfolg" nicht immer mit der Patientensicht korreliert.
Laserchirurgische Muschelreduktion
Bei der heute weit verbreiteten Technik wird durch einen Laser (Argon-Laser, Nd:YAG-Laser, Ho:YAG-Laser, KTP-Laser, CO2-Laser, Dioden-Laser) die Nasenschleimhaut gezielt thermisch geschädigt. Durch anschließender Narbenbildung am Schleimhautepithel und der Submukosa wird die Schwellung und die Sekretion eingedämmt. Der Eingriff wird unter Regionalanästhesie (in Betäubungsmittel getränkte Wattetupfer) und ambulant durchgeführt. Die Methode ist zuverlässig, risikoarm und wenig belastend. Die Erfolgsrate wird zwischen 76 und 93% angegeben.
Radiofrequenztherapie
Bei der Radiofrequenztherapie wird lokal Wechselstrom appliziert, der zu thermischen Schädigung tiefer Schichten der Nasenschleimhaut führt. Im Rahmen der Narbenbildung kommt es zu einer Kontraktion der Schleimhaut und damit zu einer Erweiterung der Luftwege. Die Erfolgsrate liegt bei über 80%.
Submuköse Diathermie
Applikation von Strom über Elektroden mit folgender Vernarbung der Muschelschleimhaut (Elektrostich-Koagulation). Erfolgsrate ca. 80%.
Bipolare Schleimhaut-Kaustik
Hierbei kommt es zu einer Hitze-Koagulation der oberflächlichen Schleimhaut mit folgender Vernarbung. Geringe Erfolgsquote über längere Sicht.
Kryotherapie
Vereisung und Denaturierung der Schleimhautzellen mit Hilfe von flüssigem Stickstoff mit folglicher Zerstörung der Mukosa, Submukosa und autonomen Nerven. Die Erfolgsrate liegt bei ca. 80%.
Infrarotkoagulation
Hierbei kommt es zu Hitzeschädigung und Absterben von Zellen durch gebündeltes Infrarotlicht.
Argon-Plasma-Therapie
Mit Hilfe von Strom und ionisiertem Argon-Gas (Plasma), wird ohne direkten Kontakt mit der Elektrode die Schleimhaut koaguliert, was zu einer Schrumpfung führt.
Konventionelle Streifenconchotomie
Bei der Streifenconchotomie wird ein Streifen der Schleimhaut der unteren Nasenmuschel auf konventionellem Wege chirurgisch reseziert.
Risiko
Im Allgemeinen ist das Risiko bei einem Eingriff zur Nasenmuschelverkleinerung gering. Es kann zu Nachblutungen kommen.
Bei zu radikaler Abtragung kann es zu einer trockenen Nase kommen, da die Befeuchtungsfunktion der Conchae nasales dann zum Erliegen kommt. Sehr selten kommt es zu einer Krustenbildung und bakteriellen Infektion unter dem klinischen Bild einer "Stinknase" (Ozaena).
Aufgrund der hohen Regenerationsfreudigkeit der Nasenschleimhaut können die abgetragenen Teile nachwachsen, sodass dann die chirurgische Abtragung keinen großen Nutzen gebracht hat. Conchomukotomien können jedoch bei Bedarf mehrfach wiederholt werden.
Die Korrektur einer evtl. zusätzlich vorhandenen Septumdeviation (Abweichung/Krümmung der Nasenscheidewand zu einer Seite) ist in manchen Fällen sinnvoll.