Chronische Höhenkrankheit
Synonyme: chronische Höhenerkrankung, CHK, Monge's Disease
Englisch: chronic mountain sickness, CMS
Definition
Die chronische Höhenkrankheit bezeichnet eine erstmals 1925 durch Carlos Monge beschriebene Anpassungs- bzw. Funktionsstörung des Organismus bei langfristigen Aufenthalten in mindestens 2.500 Meter Höhe. Sie ist vor allem durch Polycythämie und Hypoxämie gekennzeichnet und tritt im Gegensatz zur akuten Höhenkrankheit in der Regel erst nach jahrelangem durchgehenden Aufenthalt in großer Höhe auf.
Epidemiologie
Als große Höhe wird in der Medizin eine Höhe von mindestens 2.500 m bezeichnet. Allerdings tritt die chronische Höhenkrankheit meist erst ab einer Höhe von 3.000 m auf. Unter den Völkern, die sich auf entsprechender Höhe aufhalten, sind große Unterschiede in der Prävalenz der Krankheit zu beobachten. Die höchste Prävalenz findet sich in den Andenländern Südamerikas, die niedrigste in den ostafrikanischen Gebirgen Äthiopiens.
- Äthiopien [3.600–4.100 m]: 0%
- Tibet (Tibeter): 0.91–1.2%
- Indischer Himalaya [3.000–4.200 m]: 4–7%
- Kyrgisistan [3.000–4.200 m]: 4.6%
- Tibet (Han Chinesen): 5.6%
- La Paz, Bolivien [3.600 m]: 6% to 8%
- Bolivien: 8–10%
- Cerro de Pasco, Peru [4.300 m]: 14.8–18.2%
Klinik
Die häufigsten Symptome der chronischen Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Atemnot, Herzpochen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Appetitverlust, Verwirrtheit, Zyanose sowie eine Erweiterung der Venen.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Anamnese sowie der Beurteilung der Laborwerte. Als Zeichen der Polycythämie und der Hypoxämie zeigen sich im Labor ein Hämoglobinwert von mehr als 200 g/L, ein Hämatokritwert > 65 % sowie eine arterielle Sauerstoffsättigung < 85 %. Die Grenzwerte zur Diagnosestellung gelten unabhängig vom Geschlecht des Patienten.
Therapie
Die Akutbehandlung ist der Abstieg aus großer Höhe, der in der Regel eine Verbesserung der Symptomatik und eine langsame Normalisierung des Hämatokrits zur Folge hat. Kann ein Abstieg vom Patienten nicht geleistet werden, kann eine Phlebotomie zur Reduktion des Hämatokrits durchgeführt werden. Medikamentös können Carboanhydrasehemmer verabreicht werden. Diese induzieren eine metabolische Azidose, die einen Reiz zur Hyperventilation darstellt. Durch die vermehrte Ventilation wird die Hypoxämie vermindert. Hierdurch sinkt auch der Anreiz zur Bildung neuer Blutkörperchen, sodass die Anzahl der Blutkörperchen im Blut und damit die Blutviskosität sinken.