Beulenpest
Synonym: Bubonenpest
von lateinisch: bubo - Beule
Definition
Die Beulenpest ist neben der Lungenpest die zweite Form der Pest. Die Erkrankung wird durch das Bakterium Yersinia pestis übertragen. 90% der Pestinfektionen verlaufen als Beulenpest.
Infektion
Die Übertragung der Beulenpest erfolgt meist über die Haut, d.h. perkutan. Bestimmte Parasiten (z.B. Rattenflöhe) infizieren sich bei der Blutmahlzeit, z.B. an Ratten, und können die Erreger bei der nächsten Mahlzeit beispielsweise an den Menschen (der eigentlich ein Fehlwirt der Parasiten ist) weitergeben. Außerdem kann sich der Mensch durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren anstecken.
Der Ansteckungsgipfel liegt im Herbst, da dies die Fortpflanzungszeit der Flöhe ist. Im Winter hingegen fallen diese in eine Kältestarre, daher ist in dieser Jahreszeit die Infektionsrate gering.
Klinik
Nach einer Inkubationszeit von 2-6 Tagen beginnen plötzlich die Symptome. An der Infektionsstelle - meist die Bissstelle - kommt es häufig zu einer Bläschen- oder Pustelbildung.
Dabei kommt es in der Regel zur Streuung in die Lymphbahn. Die typischen Pestbeulen (Bubonen) entstehen durch die Schwellung der befallenen Lymphknoten. Die Erreger vermehren sich hier, was durch innere Blutungen in den Lymphknoten zu einer hämorrhagischen, bläulichen Verfärbung der Bubonen führt. Diese sind sehr druckschmerzhaft. Die regionalen Lymphknoten proximal der Infektionsstelle entzünden sich schmerzhaft, manchmal auch nekrotisierend. Zum Teil zerfallen die betroffenen Lymphknoten geschwürig und eitrig. Die Pestbeulen können bis zu zehn Zentimeter Durchmesser erreichen und sind vor allem am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten lokalisiert.
Außerdem leiden die Patienten an hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Benommenheit und starken Angstzuständen, begleitet von einem schweren Krankheitsgefühl. In späteren Stadien kommt es oft zu Bewusstseinsstörungen.
In 25-50% der Fälle streuen die Bakterien über den Blutweg (hämatogene Dissemination), beispielsweise über offene Wunden oder wenn Pestbeulen nach innen platzen. Die Patienten entwickeln dann eine Sepsis, die alle Organe betreffen kann und meist zum Tod führt.
Die Sterblichkeit bei der Beulenpest beträgt 50-60%. In anderen Fällen kann die Beulenpest in die hochinfektiöse Lungenpest übergehen. Auch nach überstandener Pestinfektion besteht keine vollkommene Immunität gegen eine erneute Erkrankung.
Nachweis
Der Erreger kann aus Blut oder dem Sekret der Pestbeulen isoliert werden. Im Verlauf der Erkrankung können Antikörper nachgewiesen werden.
Therapie
Die Beulenpest wird mit Antibiotika behandelt. Zur Therapie werden Tetrazykline in Kombination mit Sulfonamiden, Chinolone und Cotrimoxazol, sowie Streptomycin und Chloramphenicol eingesetzt. Bei frühzeitiger Erkennung der Erkrankung und angemessener Therapie können gute Heilungschancen verzeichnet werden.
Kontaktpersonen erhalten nach individueller Risikoabwägung eine Postexpositionsprophylaxe über 7 Tage.[1] Schutzimpfungen gewähren nur eine kurzandauernde Immunität (3-6 Monate) und sind zudem schlecht verträglich. Daher werden sie nur bei bestimmten Risikogruppen empfohlen.
Eine verbesserte Hygiene, eine Bekämpfung der Ratten sowie die Verwendung von Insektiziden (gegen Flöhe) stellen weitere Möglichkeiten dar, eine Pestepidemie einzudämmen.
Eine chirurgische Spaltung der Pestbeulen ist kontraindiziert, da die Bakterien dadurch über den Blutweg in andere Organe streuen.
Quellen
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